SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Kleines Dienstjubiläum heute:
seit einunddreißig Jahren arbeite ich in der Kirche, im Bistum Trier.
Einunddreißig Jahre - das feiert man nicht, klar.
Aber mich macht es nachdenklich.
Zum ersten Mal nach so langer Zeit ertappe ich mich
bei einem seltsamen Seufzer:
ein Glück - nur noch acht Jahre bis zur Rente.

Sie können das vielleicht mitfühlen - die Stimmung ist eher bescheiden,
auch in der Kirche, auch unter Kolleginnen und Kollegen.
Zu viel läuft schräg im Moment -
angefangen von den Nachrichten über sexuelle Übergriffe und Missbrauch
ausgerechnet in kirchlichen Schulen und Einrichtungen
die seit Januar ans Licht kommen.
Immer weniger Pfarrer - immer größere Gemeinden -
immer weniger Geld - immer mehr Aufgabengebiete,
die uns wichtig sind und die vielleicht aufgegeben werden müssen...
Das gab es auch vorher schon.
Und dann sind auch noch so viele Menschen
gerade in diesem Jahr aus der Kirche ausgetreten ...

Vor ein paar Wochen haben wir einen Kollegen
in die Altersteilzeit verabschiedet.
Er ist gern gegangen -
manchmal hatte er das Gefühl, das alles macht ihn krank, 
Ich beneide dich, habe ich ihm gesagt.
Und gleichzeitig habe ich gewusst:
Nein, das wäre jetzt für mich der falsche Weg.
Ich will dabei bleiben - weil ich diese Kirche eben doch liebe,
trotz der ganzen Krise und der vielen Sachen, die falsch laufen.
Das ist ein bisschen wie in einer Ehe: Liebe und Treue sind einfach,
wenn alles schön ist - sie bewähren sich in schwierigen Zeiten.

Gegenwind - heftiger Gegenwind: ja, das ist anstrengend.
Aber das kennen Sie bestimmt auch:
Wenn Sie von einer Sache überzeugt sind, bleiben Sie dabei -
für sich selbst und erst recht, wenn so viele gemeinsam weitergehen wollen auf dem Weg - und sei er auch holperig wie jetzt gerade der Weg der Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9138
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