SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Pilger-Mönche waren unterwegs ins Heilige Land,
irgendwo in der syrischen Wüste.
Großer Schreck: da steht plötzlich ein Löwe auf dem Weg,
kommt auf sie zu. Gefährliche Sache. Zumal der Löwe hinkt.
Verletzte Tiere sind leicht wütende Tiere... Das treibt zur Flucht.
Nur einer, Hieronymus heißt er, packt das Problem an.
Er geht auf den Löwen zu und entdeckt,
dass der einen dicken Dorn in der Pranke hat.
Den zieht er ihm heraus, tut Salbe auf die Wunde, was man so tat,
im vierten Jahrhundert.
Jedenfalls wird der Löwe gesund;
und die Mönche nehmen ihn als Haustier mit.
Er begleitet den Esel, der ihnen ihr Brennholz nach Hause trägt.

Das ist natürlich eine Legende.
Aber für Hieronymus stimmt sie. Weil er selber eine Art Löwe war.
„Vergib mir Gott - du weißt ja, dass ich aus Dalmatien stamme":
Selbstironisch hat er so oft genug um Vergebung und Nachsicht gebetet.
Er war wohl ein ziemlich temperamentvoller Typ;
immer wieder gleich persönlich beleidigt und dann polemisch,
wenn jemand ihn kritisierte.

Nobody is perfect - aber Hieronymus, gestorben heute vor 1690 Jahren -
ist trotzdem ein Heiliger gewesen.
Einer der vier Kirchenlehrer im Altertum.
Er redete und schrieb in allen damals bekannten Sprachen.
Zu verdanken hat ihm die Kirche die erste Übersetzung der Bibel
in die damalige Weltsprache Latein.
Eine moderne Übersetzung -
möglichst immer so, wie die Leute damals gesprochen haben.
Alltagssprache: Die würde man sich heute auch wünschen:
Für die Bibel und für die Kirche überhaupt.
Die Botschaft ist so aufregend - und oft so schwer zu verstehen...

Also: Lasst die Bibel die richtige Sprache finden -
vielleicht ja so wie der Vater Hieronymus, das Sprachtalent,
die richtige Sprache gefunden hat für den Löwen, damals in der Wüste!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9137
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