SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Letzten Sonntag im Gottesdienst,
in der so vertrauten Matthias-Kirche in Trier habe ich mich fremd gefühlt.
In den vorderen Bänken saß eine Gruppe Motorrad-Pilger in Lederkluft;
ihre schweren Maschinen hatten sie draußen abgestellt.
Und auch den Platz in der Kirche, den ich mir ausgesucht hatte,
sollte ich bitte frei lassen - für eine andere Pilgergruppe.
Dann feierten wir Gottesdienst; und da zeigte sich durchaus:
hier sind Menschen zusammen,
die aus ganz verschiedenen Traditionen kommen.
Kniebeuge oder keine nach der Kommunion;
manche bekreuzigen sich danach -
und dass die Matthias-Gemeinde manche Gebete mitspricht,
die normalerweise der Pfarrer allein betet:
das wussten viele von den Pilgern nicht.

Die Pilger sind willkommen - keine Frage;
und vermutlich fühlen manche von ihnen
sich in der Kirche noch mehr fremd als ich mich befremdet fühlte.
Fremd sein - das ist mir wieder eingefallen,
als ich in der Bibel, bei einem der alten Propheten, diese Worte fand:
„Unterdrückt nicht Witwen und Waisen, Fremde und Arme,
und heckt nicht immer neue Pläne aus, um einander zu schaden!
Ihr seid doch alle Brüder und Schwestern!"

Witwen Waisen Arme und Fremde in einem Atemzug.
Ziemlich modern eigentlich.
Die heute so genannten sozialen Randgruppen.
Die ganze Fremdheit, die sich in unserer Gesellschaft ausgebreitet hat -
von der habe ich in der Kirche ja nur einen kleinen Rand erlebt.
Gegen diese Fremdheit setzt der Prophet nur einen einzigen kleinen Satz:
Ihr seid doch alle Brüder und Schwestern!

Konkret wird das in der „Interkulturellen Woche";
dreieinhalbtausend Veranstaltungen im ganzen Land bis zum Sonntag noch: Zusammenhalten -  Zukunft gewinnen:
damit die Fremdheit aufhört, immer weiter zu wachsen unter uns.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9136
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