Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren" lautet das 4. Gebot. Erstaunlich, dieses Gebot steht noch vor dem Tötungsverbot, so wichtig scheint es zu sein. Und dabei weiß ich, dass gerade dieses Gebot vielen Menschen große Magenschmerzen bereitet. Wie oft habe ich schon gehört:

„Meine Eltern haben mir nur Schlimmes angetan. Und die soll ich auch noch ehren?" Und dann erfahre ich unsägliche Leidensgeschichten von Erwachsenen, die als Kinder kein bisschen Liebe erfahren haben, Geborgenheit und Wärme, nur Gewalt, Lieblosigkeit und Desinteresse.

 - Und solche Eltern soll man ehren?

 

Eine innige Beziehung kann man zu solchen Eltern sicher nicht haben, sie selber pflegen und umsorgen... - kaum vorstellbar. Aber auch solchen Eltern müssen wir das Recht zugestehen, weiter zu leben; das Recht auf körperliche Grundversorgung, bis ins Alter. Ich denke, das trägt uns das Gebot auf.

Es mutet uns etwas Ähnliches zu, wie die Feindesliebe:

Nämlich auf Vergeltung zu verzichten, auf blinden Hass und Rache. Weil diese Gefühle so zerstörerisch sind und auf Dauer alle vergiften.

 

Mit dem 4. Gebot ist eine seltsame Zusage verbunden: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren...",  und dann wörtlich: „... und die Tage in dem Lande, das dir der Herr gibt, mögen sich weiten und grenzenlos werden."

Hier weitet sich der Blick: Es geht in dem Gebot nicht mehr nur um die eigenen Eltern; es geht auch ganz allgemein darum, wie eine Gemeinschaft mit ihren alten Menschen umgehen. Das 4. Gebot ermahnt uns, auch das ganz alte Leben zu achten. Und Respekt zu haben vor seiner Lebensleistung.

 

Seien wir für unsere Kinder ein gutes Vorbild darin, wie wir mit den Alten umgehen. Sie spüren sehr genau, ob wir den Alten ihr Daseinsrecht gönnen, ihre Pensionen und Renten.

Wer die alt gewordenen Väter und Mütter auch dann noch ehrt, wenn sie müde geworden sind und schwach, dessen Leben steht unter Gottes Segen; sein Leben wird erfüllt sein. „...Und die Tage in dem Lande, das dir der Herr gibt, mögen sich weiten und grenzenlos werden."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9122
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