SWR3 Worte

SWR3 Worte

Wenn ich nichts anderes fand und das Bohren des Hungers bis hinauf in meinen Kopf gestiegen war, kletterte ich ins Flussbett und aß Erde.
Ich schabte die oberste sandige Schicht weg, wo es ein wenig feucht war, bis ich auf den getrockneten Schlamm stieß, und aß diesen Schlamm.
Handvoll auf Handvoll steckte ich mir davon in den Mund, kaute und kaute und würgte, bis ich ein wenig hinunterschlucken konnte. Ich steckte mir noch mehr in den Mund und kaute weiter, bis mir schlecht war.
Das Problem dabei war nicht der Geschmack – die Erde, besonders, wenn sie moosig-feucht schmeckte, war gar nicht so schlecht, aber ich bekam jedes Mal starke Bauchschmerzen. Ich hatte Krämpfe, als würde mir jemand in den Magen greifen und darin herumrühren. Anschließend erbrach ich mich oft oder bekam Durchfall. Das war schlimm, aber immer noch besser, als die ganze Zeit über dieses leere Gefühl zu ertragen.


Quelle: Senait G. Mehari, « Feuerherz », München, 2005, S. 128 https://www.kirche-im-swr.de/?m=910
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