SWR3 Gedanken

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Wüstenzeit - so heißt in Frankreich die Zeit, in der die Katholiken und der König die Protestanten verfolgt haben. Wüstenzeit. Wie Mose und sein Volk durch die Wüste mussten, mit all ihren Entbehrungen und Opfern, so durchschritten im 16. und 17. Jahrhundert die französischen Protestanten, die Hugenotten das Leidenstal der Verfolgungen und Hinrichtungen.
In dieser Zeit lebte auch Paul Rabaut am Fuße der Cevennen. Paul nahm schon im Kindesalter an den verbotenen Gottesdiensten der Hugenotten teil. Bald darauf mit nur 20 Jahren wurde er Pfarrer der Wüstenkirche in Nîmes. Er war kein herausragender Prediger, kein hochbegabter Intellektueller, Paul war ein „Hirte der Wüste". Während der schwersten Verfolgungszeit um 1750 stand er seiner Gemeinde bei. Er wagte es sogar, dem Kriegsminister eine Bittschrift zu überreichen. Was umso beeindruckender ist, wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit eine recht ansehnliche Kopfsumme auf ihn ausgesetzt war. Wenn er irgendwo erschien, um Gottesdienst zu feiern, versammelten sich oft bis zu 12 000 Gläubige. Sein öffentliches Ansehen wurde so groß, dass die Regierung aus Angst vor einem Aufstand es nicht mehr wagte, ihn zu ergreifen.
Das Toleranzedikt und die französische Revolution 1789 brachten den Hugenotten schließlich die Glaubensfreiheit. Paul Rabaut aber wurde unter der Schreckensherrschaft des Revolutionsregimes in Nîmes eingesperrt. Nach einigen Monaten wurde er zwar wieder frei gelassen, aber die Kerkerhaft hatte seine Kräfte vollends aufgezehrt und er starb kurz darauf. Da kein protestantischer Friedhof vorhanden war, wurde er im Keller seines Hauses bestattet. Das war heute, am 25. September vor mehr als 200 Jahren (1794).

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9076
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