Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Kann aus einer unguten Geschichte etwas Gutes werden? Kann aus einem Grab etwa neues Leben wachsen? Ja, meint der Dichter Theodor Fontane: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland: Ein Birnbaum in seinem Garten stand. Und kam die goldene Herbsteszeit, dann leuchteten die Birnen weit und breit..."
Vielleicht kennen Sie dieses Gedicht. Es handelt von einem gütigen Mann. Der gibt von seinen saftigen, goldenen Birnen gerne allen Mädchen und Jungen, die dran vorbeikommen, etwas ab. Seine Güte allerdings hat ein jähes Ende. Er stirbt. Und sein Sohn jagt die Kinder nur fort.
Aber: Am Ende bahnt sich die Güte des alten Ribbeck doch noch einen Weg. Der kluge alte Mann hat vorgesorgt. Wohlwissend hat er sich eine Birne mit ins Grab geben lassen. Und aus dieser Birne wächst schließlich aus seinem Grabe ein ebenso prächtiger Birnbaum wie einst. So heißt es im Gedicht: „Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, Und in der goldenen Herbsteszeit/ Leuchtet's wieder weit und breit"
Und die Kinder kommen an sein Grab und können wie früher etwas von der Güte des alten Herrn schmecken.
Ich liebe dieses Gedicht. Es macht mir Mut. Mut zur Geduld, zur Hoffnung und zum langen Atem. Denn so oft beendet ein Tod oder ein Abschied eine Freundschaft, einen Lebensabschnitt. Aber diese Abschiede, sogar der Tod - sie sind nicht das letzte, meint auch die Bibel. Das Schlechte wird sich nicht durchsetzen. „Der Tod ist verschlungen vom Sieg!", so schreibt es der Apostel Paulus. Gottes Güte lässt sich nicht unterkriegen. Gottes Güte wird sich ihren Weg bahnen -  durch den Tod hindurch. So wie die Birne im Grab, aus der am Ende ein wunderbarer Baum wächst. „Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben."  heißt es in einem Psalm. Und weiter: „Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom."
Diese Güte Gottes, die spüren wir gerade auch durch gütige Menschen. Oder, um es mit Fontane zu sagen: „So spendet Segen noch immer die Hand / Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9045
weiterlesen...