SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

"Sind Sie sehr religiös?", mei o mei, die stellen Fragen! Gute Fragen! Weil direkte Fragen. Und sie wollen ehrliche Antworten, die Schüler des Berufskollegs, bei dem ich zum Gespräch eingeladen bin. Also, dann ran an die Buletten! Bin ich sehr religiös? Zuerst mal, was ist religiös? Das Wort religiös kommt aus dem Lateinischen und heißt: Angebundenheit. Und das passt, denn ich fühl mich schon irgendwie angebunden, besser noch verbunden mit der Welt, die über diese Welt hinaus geht, wie mit einer unsichtbaren Nabelschnur. Das ist für mich der gefühlsmäßige Teil meines Glaubens. Und er kommt immer wieder zum Tragen, wenn ich an Grenzen komme. Als ich mal innerlich am Fallen war und Gott sei Dank nicht ins Bodenlose gefallen bin. An offenen Gräbern, als tiefe Hoffnung, dass dieses Erdloch nicht das Ende ist, oder im Kreißsaal, als das starke Gefühl: diesen neuen Erdenbürger schickt der Himmel. Das sind die Herzanteile meines Glaubens. Zum Glauben gehört aber auch der Verstand. Und zum Verstand gehört der Zweifel, als Bruder des Glaubens. Natürlich gibt es immer wieder Phasen, in denen ich zweifle. Und leider gibt es immer wieder auch Phasen, in denen ich fast am Verzweifeln bin über manche Leute in meiner Kirche. Meinem Glauben können sie aber nicht schaden. Denn der orientiert sich an Leben und Lehre Jesu Christi. Und Gott sei Dank gibt es in meiner Kirche auch genügend Menschen, die den christlichen Glauben glaubwürdig leben. Was meine Religiosität auch immer wieder stärkt und belebt sind auch die glaubenden Menschen anderer Religionen. Zu den beeindruckendsten Erfahrungen auf meinen Reisen gehört, wenn ich sehe wie echt, schön und natürlich die Menschen in aller Welt ihren Glauben leben. Und wenn ich meiner Freude und meinem Respekt all diesen glaubenden Menschen gegenüber nachspüre, dann kann ich die Frage der jungen Leute schon mit Ja beantworten. Ja, ich denke ich bin schon sehr religiös...

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