SWR3 Gedanken

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Reihe: „Schülerfragen rund ums Eingemachte" Teil 5:"Glauben sie an die Hölle?"

„Glauben Sie an die Hölle?" Ups, das war eine der Fragen der jungen Leute eines Berufskollegs. Sie hatten mich zu einem Gespräch über Gott und die Welt eingeladen. „Glauben Sie an die Hölle?" Meine Antwort: „Ich glaube an Gott!", denn glauben heißt für mich vertrauen, darauf hoffen, dass es etwas gibt. Na ja, aber damit war die Frage noch nicht beantwortet und es ist ja nur logisch, wenn man zum Beispiel an einen Himmel glaubt, auch an seine Kehrseite zu glauben, an die Hölle. Und Vorstellungen von einer Hölle haben die Menschen ja auch geprägt, bis zum heutigen Tag. Mit mittelalterlichen Bildern: dunkle, schwefel- dampfende Höhlen wo die Sünder auf Bratrosten oder in Kesseln mit siedendem Öl für immer büßen müssen. Bilder voll von Sadismus, Angst und Rachegefühlen. Grauenhaft! Mit ihnen wurde auch Jahrhunderte lang Angst und Schrecken verbreitet. Und Macht ausgeübt von den Kirchen. Das ist Gott sei Dank so gut wie vorbei und nur ein paar Vorvorgestrige verbreiten diese rußigen Schreckensbilder noch immer. Aber wie soll das Leben nach dem Tod, wenn man denn an ein solches glaubt, denn aussehen für die, die unvorstellbar Schlimmes getan haben? Können selbst diese Menschen angesichts der unermesslichen Liebe Gottes auf Vergebung hoffen? Kann ich mir zum Beispiel Mutter Teresa und Adolf Hitler in ein und demselben Seelenraum vorstellen? Ich kann es nicht. Was ich mir aber vorstelle ist, dass der Mensch nach seinem Tod sein Leben in der unvorstellbar großen Liebe Gottes gespiegelt bekommt. Und dadurch erfährt wie nah oder unendlich fern er durch seine Taten oder Untaten von Gott ist. Und wenn ein Mensch in seinem Leben bewusst und in freiem Willen schrecklichste Dinge getan hat, dann stelle ich mir vor, dass die Gottesferne, die er dann nach seinem Tod erfährt, so furchtbar ist, dass man sie auch Hölle nennen könnte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9012
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