SWR2 Wort zum Tag

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Dieser Tage feiert die ökumenische Gemeinschaft von Taizé das 70-jährige Jubiläum ihrer Gründung. Dieser kleine Ort im französischen Burgund wurde so bedeutsam auf der religiösen Landkarte, weil sich der Schweizer Roger Schutz dort ab 1940 niederließ. Er beschloss, Menschen aufzunehmen, die auf der Flucht vor dem Krieg waren. Und unter den Flüchtlingen waren auch Juden, was besonders gefährlich war.
Damals werden die Grundlagen für ein sehr karges Leben gelegt, das sich bis heute fortsetzt - auch im Leben der Brüdergemeinschaft, die Frère Roger gründet. Es ist eine ökumenische Gemeinschaft von Brüdern, die in der Folgezeit immer mehr - vor allem junge Menschen - fasziniert. Besonders die Gesänge der Brüder sind zum Markenzeichen von Taizé geworden. In Latein und vielen europäischen Sprachen werden Gebete vertont, die immer wieder gemeinsam gesungen werden. In den Sommermonaten kommen Tausende von Besuchern, um mit den Brüdern zu beten und zu singen und um gemeinsam über die Bibel zu sprechen. Es geht dabei immer um den „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde" - also um die Versöhnung der Völker und ein gerechtes Zusammenleben.
Die Kirche der Brüdergemeinschaft wurde mit den Jahren immer wieder erweitert und sie setzt statt auf prunkvolle Ausstattung einzig und allein auf die Kraft der Gemeinschaft und auf die Atmosphäre des Lichts in der Dunkelheit.
Die Gesänge von Taizé, so sagt Frère Alois, der Prior der Gemeinschaft, sie sind eine gemeinsame Sprache. Jugendliche, die aus 60, 70 Nationen nach Taizé kommen, suchen Wege, wie wir uns gegenseitig mehr verstehen können, auch über Kontinente hinweg. Das gemeinsame Singen ist ein großer Beitrag dafür.
Ich war in Taizé mit Jugendlichen, die sich vorher kaum vorstellen konnten, sich drei Mal am Tag zum Beten zu versammeln. Und nach dem Abendgebet gab es viele, die noch bis in die Nacht in der Versöhnungskirche bleiben wollten, um noch weiter die Ruhe und die Sammlung dieses Ortes zu spüren.
Zum 70-jährigen Bestehen der Gemeinschaft und dem fünfjährigen Todestag von Frère Roger kamen Grußbotschaften von Papst Benedikt, von den Patriarchen der orthodoxen Kirchen, vom anglikanischen Erzbischof von Canterbury und von Verantwortlichen der protestantischen Kirchen.
Die kraftvollste Botschaft aber geht von Taizé aus an die Kirchen: Versöhnung und gemeinsamer Glaube sind möglich. Und Christen aller Konfessionen und Nationalitäten wollen es zeigen: Frieden auf der Welt ist möglich und der Kampf für Gerechtigkeit lohnt sich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8978
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