Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kinder sind oft die besten Theologen. Unbefangen und ganz direkt geben sie verblüffende Antworten auf schwierige Fragen, z.B. auf die nach dem lieben Gott.
„Wer oder was ist Gott eigentlich?" Der achtjährige Markus meldet sich im Religionsunterricht. „Also, Gott ist wie ein Puzzle, das nie fertig wird." Was für ein tolles Bild! Gott gibt es nur in Bruchstücken, in unzähligen Facetten. Wir Menschen können diese Teile nicht zu einem einzigen Bild zusammenfügen. Eben wie ein Puzzle, das nie fertig wird. Markus hat etwas verstanden, was leider viele Prediger nicht begreifen können oder wollen. Die wissen nämlich immer ganz genau, wer Gott ist und was er vom Menschen erwartet. Sie nehmen ein Puzzlestück heraus und sehen darin schon das ganze Bild. So verkünden die einen Gott als strengen Richter, der peinlich genau die Einhaltung der Gebote überwacht. Andere präsentieren ihn als den stets „lieben", alles verzeihenden Softie, der keine Ansprüche an den Menschen stellt. Schon die Autoren des Alten Testaments wussten um die Gefahren solcher Einseitigkeiten. Deshalb heißt es unmissverständlich in den Zehn Geboten: „Du sollst dir von Gott kein Bild machen!" Ganz gleich, welche Vorstellungen du hast - Gott ist immer auch ganz anders. Das hindert die Bibel nicht daran, in vielen Bildern von Gott zu sprechen. Gott als Hirte, als Vater, als König usw. Wie sollten Menschen sonst von ihm erzählen ? Aber immer in dem Bewusstsein, dass wir den Schöpfer des Himmels und der Erde nicht in unsere engen Schablonen pressen können. Oder wie es der achtjährige Markus so treffend gesagt hat: „Gott ist wie ein Puzzle, das nie fertig wird."

 

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