SWR3 Gedanken

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Sie haben einen gemeinsamen Parkplatz und dennoch trennen sie Welten. Auf der einen Seite der Discounter, der mit einem grellbunten „billig" wirbt. Auf der anderen Seite der Bio-Supermarkt. Das Sortiment aus ökologischem Anbau und deutlich hochpreisiger als beim Nachbarn. Doch nicht nur die Sortimente unterscheiden sich, sondern auffällig auch die Menschen, die dort einkaufen. Im einen Markt viele Kunden, denen man ansieht, dass sie nicht gerade auf der Speckseite unserer Gesellschaft gelandet sind. Im anderen oft gut gekleidete und offenkundig wohlhabendere Menschen. Menschen, die es sich leisten können und wollen, auch mal hundert Euro und mehr für hochwertige Lebensmittel auszugeben. Einkaufswelten spiegeln eben auch Lebenswelten.
Eigentlich nichts Neues könnte man sagen. Es war schon immer so: Da sind die, die Geld und Möglichkeiten haben, und die anderen, die schauen müssen, wie sie durchkommen. Alles ganz normal. Eigentlich. Doch es geht ja hier nicht um Ramschware gegenüber Nobelmarken. Es geht auch um Chancen und Wahlmöglichkeiten im Leben. Der Parkplatz trennt eben nicht nur zwei Geschäfte. Durch ihn geht ein unsichtbarer Riss. Er geht mitten durch unsere Gesellschaft. Er trennt Menschen, die es sich aussuchen können, ob sie nach rechts oder links gehen von jenen, die diese Chance aus verschiedenen Gründen nicht haben. Auch wenn es schon immer so gewesen sein mag. Einen Grund, sich daran zu gewöhnen gab es noch nie. Mindestens seit zweieinhalb Jahrtausenden nicht. Da nämlich protestierten bereits die Propheten der Bibel gegen Unrecht und gesellschaftliche Schieflagen. Traurig eigentlich, dass ihr Protest bis heute aktuell ist.

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