SWR3 Gedanken

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Das Auto war nur noch Schrott, Totalschaden. Unsere Bekannte, die bei dem schweren Unfall auf der Urlaubsfahrt am Steuer saß, muss einen Moment unachtsam gewesen sein. Wie durch ein Wunder ist ihr und ihrem Mann fast nichts passiert. Ein paar Prellungen, mehr nicht. Beide konnten das Fahrzeug unversehrt verlassen. Sie schwankte zwischen Entsetzen und Erleichterung, er aber platzte fast vor Wut. Voller Ärger über den Fehler seiner Frau, das zerstörte Auto, den vermasselten Urlaub, den ganzen Aufwand mit Versicherung, Rechtsanwalt und so weiter. Sicher, so kann man es sehen, aber eben auch ganz anders. Statt mit Wut zum Beispiel mit Dankbarkeit. Ja, Dankbarkeit! Für einen mächtigen Schutzengel zum Beispiel, der die beiden auf der Autobahn begleitet haben muss. Dankbarkeit dafür, gesund und am Leben zu sein. Doch es gibt eben Menschen, deren Glas ist fast immer halb leer. Immer sind sie die Angeschmierten und Betrogenen. Immer wird ihnen übel mitgespielt. Misstrauen gegen alles und jeden ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Sie können wahrscheinlich nicht anders und machen doch sich und anderen das Leben zur Qual. Wer stattdessen auch Dankbarkeit empfinden kann, lebt einfach glücklicher.
Lasst uns danken, dem Herrn, unserem Gott. So betet der Priester in jedem Gottesdienst. Danken für alles, was uns unverdient in den Schoß fällt, geschenkt sozusagen. Das ist genau betrachtet gar nicht so wenig. Es ist eine Einladung, immer wieder auch mal einen anderen Blick aufs eigene Leben zu riskieren. Mancher muss das vielleicht erst wieder lernen. Doch es lohnt sich, wenn das Glas immer öfter auch mal halb voll ist.

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