SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Jesus hat das gesagt und widerstand damit einer großen Versuchung. Jesus hat sich in die Wüste zurückgezogen, in die Einsamkeit und Abgeschiedenheit, zu Verzicht und Entbehrung. Er sucht seinen Weg. Vierzig Tage und vierzig Nächte fastet Jesus. Eine symbolische Zahl für eine lange Zeit. Sie kann zur Versuchung werden, das Fasten abzubrechen.
Dreimal, berichtet die Bibel, wird Jesus in der Wüste vom Teufel versucht. Eine Versuchung ist, Steine in Brot zu verwandeln. „Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden."
Aber Jesus widersteht dem teuflischen Verführer.
Er sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein." Er braucht mehr!
Brot allein gibt dem Leben keinen Sinn. Der Mensch braucht über das tägliche Brot hinaus auch Nahrung für seine Seele. Aber wer diesen Satz einem Hungernden sagt, macht sich schuldig. Und doch gilt der Satz: Brot ist mehr als physische Nahrung. Wir brauchen auch das, was das Leben reicher macht über das Nötige und Nützliche hinaus: Brot für die Seele, die Begegnung und das Gespräch mit anderen. Wir brauchen Farben, Töne, Worte. Wir brauchen zum Leben dieses Mehr. Erst so erfahre ich die Fülle des Lebens und werde empfindsamer für die Not anderer.
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein."
Ich brauche auch die Gewissheit, woher ich komme und wohin ich gehe. Und ich brauche zum Leben, dass ich gewollt bin, gebraucht werde, dass es jemand gibt, der für mich da ist. Aus dieser Quelle des Lebens lebe ich.
„Es gibt keine Existenz ohne die Suche nach Sinn", sagt Dorothee Sölle. Jeder Mensch braucht zum Leben etwas, was ihm ganz wichtig ist, was ihn trägt und erhält, etwas, das größer ist als er selbst. Es ist mehr als Brot allein. In dieser Suche bleiben wir angewiesen auf ein Gegenüber, auf eine gelebte Beziehung zum Leben, die wir Christen Gott nennen. Aus diesem Lebensgrund, aus dieser Quelle des Lebens erwächst Mut und Kraft.
Ich lebe von dieser Hoffnung, die mit Jesus in die Welt gekommen ist. Seit ihm und mit ihm ist der Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit größer geworden. Er ist das „Brot der Ermutigung" und damit die Bezweiflung aller Mächte und Gewalten, die sich als lebensrettend ausgeben. Jesu Vision einer gerechteren Welt sieht anders aus. Seine Botschaft macht Mut, miteinander am Mehr für jeden Menschen zu arbeiten, weil der Mensch nicht vom Brot allein leben kann.
Er braucht es, darauf vertrauen, glauben und hoffen zu können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8867
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