SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Begegnungen können ein ganzes Leben verändern. Sie können der Beginn für einen neuen Anfang sein.
Davon erzählt eine Geschichte im Johannesevangelium. Eine Samaritanerin kommt zum Jakobsbrunnen, um Wasser zu schöpfen. Sie kommt um die Mittagsstunde, zu einer Zeit, zu der sich wegen der Hitze kein Mensch aufmacht. Sie will niemand treffen, hat keinen guten Ruf in ihrem Dorf. Der Grund: Fünf gescheiterte Ehen und der sechste Mann ist nicht ihr Ehemann. So wird sie als Außenseiterin im Dorf gemieden. Sie fühlt sich unfrei, fremdbestimmt und hat es aufgegeben, in und mit ihrem Leben etwas zu wollen.
Diese Frau begegnet Jesus. Auch er ist durstig, auch er ein Außenseiter der Gesellschaft. Er bittet: Gib mir zu trinken. Das heißt für mich: Überwinde, was uns trennt. Aber die Frau weist Jesus in seine Grenzen: Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten! Du bist doch ein Jude und ich bin eine Samaritanerin! Aber Jesus verwickelt die Frau in ein Gespräch über die Quelle ihres Lebens. Solche Gespräche können im Leben Veränderungen auslösen, weil sie uns in ihrer Tiefe und Nachhaltigkeit bestimmen. Sie sind wie Oasen, die erquicken.
Jesus nennt es lebendiges Wasser. Die Frau begreift: da beschreibt einer meinen Durst nach etwas anderem in meinem Leben. Ahnt er, wonach ich mich sehne, woran ich leide, wovon ich immer wieder enttäuscht werde?
Gibt es das, lebendiges Wasser? Was stillt den Lebensdurst, diese Sehnsucht nach sinnerfülltem Leben? Sucht es nicht jeder von uns?
Jesus sagt es im Bild: Wenn du annimmst, was ich zu geben habe, findest du lebendiges Wasser. Du selbst kannst die Quelle in dir tragen, die Quelle, woraus du lebst. In dir entsteht Lebendiges. Erkenne, dass du selbst ein Brunnen bist, unverwechselbar. Schau in dich hinein! In dir ist Leben, das Leben geben will. In dir tief drinnen sind Träume, Wünsche, Hoffnungen, die dein Leben ausmachen. Lebe daraus! Lebe!
Gib mir zu trinken! Wie diese Frau möchte ich das auch sagen und so in meinen Brunnen, in die eigene Tiefe sehen und fragen: Was steckt in mir? Wo bin ich ich selbst? Was brauche ich, um lebendig zu sein? Auch ich lebe von solchen Begegnungen, die mich nach den Quellen in mir suchen lassen; von Begegnungen, die mir helfen, den Durst nach gelingendem, erfülltem Leben in mir wachzuhalten.

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