Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Nach den schrecklichen Todesfällen bei der Love-Parade in Duisburg hat sich auch die ehemalige Nachrichtensprecherin Eva Herman zu Wort gemeldet. Sie meint, das Sterben im Tunnel sei eine Strafe Gottes gewesen.
Da stellt sich jemand hin und verurteilt andere Menschen. Und damit nicht genug: er bzw. sie tut es im Namen Gottes Nun kann man ja eine Lebensweise, die man nicht teilt, als weniger gut bezeichnen. Aber Gott dazu zu Hilfe nehmen - das macht daraus etwas ganz Anderes: wer meint, Gottes Zorn gilt denen, die nicht so sind wie ich, der macht aus Gott einen Hampelmann. Der meint zu wissen, wen Gott für gut und wen er für böse hält. Und ist nebenbei auch noch felsenfest davon überzeugt, selbst auf der richtigen Seite zu stehen.
Ich finde solche Äußerungen ärgerlich und unverantwortlich. Aber sie sind leider nicht  neu. Schon immer gibt es Leute, die meinen, die Opfer eines Unglücks seinen selbst Schuld und hätten es von Gott aus „verdient" zu sterben.
Zu Lebzeiten Jesu war das nicht anders. Damals gab es in Jerusalem ein schlimmes Unglück. Ein Turm stürzte ein. Achtzehn Menschen starben. Die Leute wollten wissen, wie Jesus darüber denkt: Haben diese achtzehn Menschen mehr gesündigt als die anderen, fragen sie ihn.
Jesus antwortet mit einem klaren und eindeutigen Nein! Ein Unglück ist keine Strafe für Menschen, die den moralischen Vorstellungen anderer nicht entsprechen. Jesus ist überzeugt: Wer angesichts des Todes Genugtuung statt Mitgefühl zeigt, der hat selbst den Weg des Todes eingeschlagen.
Jesus zeigt, dass es auch anders geht. Er tritt ein für die, die anders, unangenehm anders sind. Leben - das ist für ihn immer ein Geschenk; und deshalb ist es wichtig, alles zu tun und zu suchen, was dem Leben dient. Unser Leben - das Leben von jedem Menschen - ist zu kostbar, zu heilig. Wir Menschen sind viel zu beschränkt in unserem Urteil, um darüber entscheiden zu können, wer unter uns zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Deshalb erinnert uns Jesus an etwas, das wir jeden Morgen beobachten können: Gott lässt seine Sonne aufgehen über allen Menschen.

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