Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist es wieder soweit: Da stehen die Erstklässler vor mir in der Kirche. Sie schauen mich mit großen Augen an und ich lege meine Hand auf ihren Kopf, segne sie und sage „Gott beschütze dich".
Denn das brauchen sie, die Erstklässler. In dieser Woche werden in Rheinland-Pfalz die neuen Erstklässer eingeschult. Gemeinsam mit ihren Familien marschieren sie zum ersten Mal ganz offiziell als Schüler in die Schule.
Das ist ein sehr aufregender Tag. Wie der Schritt in eine neue Welt. Die Schule ist wie ein unentdecktes Land, das vor den Kindern liegt und nur darauf wartet, von ihnen erforscht zu werden. Einschulung ist ein wichtiger Schritt zu mehr Eigenständigkeit.
Das sehen auch die Eltern so und sind stolz auf ihre Kinder. Aber vor ihrem inneren Auge sehen sie auch die Gefahren des Schulwegs, den Lernstoff der kommenden Jahre, den Streit auf dem Schulhof. Zu gern würden sie all das für ihre Kinder aus dem Weg räumen, aber natürlich geht das nicht. Die Eltern wissen: all diese Gefahren und Risiken gehören dazu. So manche Prüfung und schwierige Situation müssen die Kinder selbst bestehen, niemand kann ihnen das abnehmen.
Das soll Kindern und Erwachsenen keine Angst machen. Neue Situationen gehören zum Leben dazu. Gott hat das Leben so eingerichtet. Wir gehen immer wieder auf unterschiedlichen Wegen und können einander nicht ständig im Blick haben. Nur so können Menschenkinder groß werden.
Ein Segen kann die Kraft und Gelassenheit dazu geben. Deshalb werden heute und morgen überall im Land Einschulungsgottesdienste gefeiert. Bei uns kommen die Kinder dann nach vorne zum Altar, bekommen die Hand auf den Kopf gelegt und ein Kreuz geschenkt. Es ist aus Olivenholz und riecht auch noch gut. Dazu sage ich zu jedem einzelnen Kind: Gott beschütze dich!
Die Kinder sollen wissen und spüren: Gott ist da, wenn ich etwas Neues anfange. Der erste Schritt ist oft ziemlich schwer. Aber Gott geht ihn mit. Sein Segen begleitet auch uns heute, am Anfang dieser Arbeitswoche.
Übrigens: die Kinder sind stolz, wenn sie ihr Kreuz bekommen und gesegnet werden. Noch viele Jahre später erzählen sie davon und bewahren ihr Kreuz auf. Vielleicht ist das das Schönste am Segen: dass er mitwächst und mitgeht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8852
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