Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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»30 Jahre Prerow« - Ein Schriftzug im Sand, rund um einen Strandkorb. Mit Muscheln verziert. Da hatten doch tatsächlich welche 30 Jahre lang ihren Sommerurlaub in Prerow an der Ostseeküste verbracht. Als wir dort waren, war ich auch begeistert. Aber für ein 30- jähriges Ferienjubiläum bin ich nicht gemacht. Im Urlaub lerne ich gerne etwas Neues kennen, bin gespannt auf fremde Leute, landestypisches Essen und eine abwechslungsreiche Gegend.
Im Alltag sieht's da schon etwas anders aus: Da bin ich auch froh, wenn ich mich auf Gewohntes verlassen kann und mich nicht ständig auf etwas anderes einstellen muss: Dann soll am Computer nichts neu eingestellt werden, die Kollegin die Stelle behalten und der Lieblingsjoghurt im dritten Regal ganz rechts stehen. Da brauch ich weder Abwechslung noch Veränderung!
Und doch muss ich mich immer wieder auch fragen, wann und wo hindern mich Gewohnheiten oder auch Bequemlichkeiten? Es kann sein, dass Veränderungen angesagt sind, damit etwas lebendiger werden kann, auch sinnvoller oder angemessener; damit etwas Neues möglich wird. Vielleicht erleichtert mir das neue Computerprogramm ja doch die Arbeit, vielleicht lerne ich in einer neuen Abteilung interessante Menschen kennen.
Es ist schön, wenn ich Veränderungen selbst bestimmen kann - wie zum Beispiel einen Urlaubsort. Viele Veränderungen muss ich aber auch hinnehmen, muss akzeptieren, dass das Wiesengrundstück in meiner Straße bebaut wird oder meine Fußverletzung die gewohnte Herbstwanderung unmöglich macht oder die Kinder langjährige Familienrituale ablehnen.
Klar, da fällt die Veränderung nicht so leicht. Aber ich denke, auch dann kann ich mit der Zeit entdecken, was lebendiger und passender geworden ist. Statt »30 Jahre Prerow« habe ich deshalb in den Sand geschrieben: »Lebendig - wo auch immer!«

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