SWR3 Gedanken

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Heute ist der Geburtstag von Johann Baptist Metz. Er ist nicht nur ein bedeutender Theologe, sondern war auch mein Lehrer an der Universität in Münster und wird jetzt schon 92.
Für mich damals ganz spannend: seine Vorlesung über das Leben nach dem Tod. Seine entscheidende Frage: Gibt es ein Gericht? Wird Gott am Ende unseres Lebens über uns urteilen? Ich kann mich noch gut erinnern. Ich sagte: Gott ist barmherzig. Er ist der liebe Gott. Der verurteilt niemanden. Wir werden alle freigesprochen. Weil Gott es verstehen wird, wenn wir böse gehandelt haben, und weil Gott uns verzeihen wird, wenn wir bereuen. Aber Metz widersprach uns Studenten heftig. Natürlich ist es ein Ärgernis, wenn wir nicht vom „lieben Gott" reden können. Aber was soll man den Opfern von Verbrechen sagen. Dass Gott auch allen Verbrechern verzeiht? Dass sie ungestraft davonkommen?
Und dann fragte er uns, ob Gott in den Konzentrationslagern war. Ob er an der Seite der Gefangenen und Gefolterten mitgelitten habe. Und wenn ja, ob wir dann wirklich glauben, dass die Täter freigesprochen würden. Metz sagte uns, dass er wegen der Menschen, die viel erleiden mussten und müssen, an ein Gericht glaube. Nur wenn Täter bestraft würden, würde man das Leiden der Opfer ernst nehmen. Natürlich kann auch ein Theologe wie Johan Baptist Metz nicht wissen, wie Gott ist und was nach dem Tod passieren wird. Aber er hat mich angeregt, mein eigenes Bild von Gott zu überdenken - und auch die strengen Seiten im Antlitz Gottes zuzulassen.

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