SWR2 Wort zum Tag

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Paradies, Schlaraffenland, Garten Eden - zahlreiche Bilder gibt es für jenen geheimnisvollen Urzustand am Anfang der Menschheit. Und auch für das Heimweh, das uns Menschen in der rauen Wirklichkeit beschleichen kann, für das Gefühl: Hier gehöre ich doch gar nicht hin. Das ist nicht meine Welt. Ich will nicht Mord und Totschlag und Angst, ich will Leben, ich will Harmonie mit allen und allem, ich will Schönheit, Fülle, ein ungetrübtes Verhältnis zu Gott.
Für mich hat das Paradies etwas sehr Verlockendes. Leben ohne Sorge, Flüsse und Wälder sind gesund und die Tiere friedlich und fröhlich.
Aber wäre ich dort daheim? Ist Harmonie tatsächlich meine Welt, ein Leben, ohne dass ich entscheide, wähle, die Initiative ergreife, Verantwortung trage, Leben ohne Widerstand und Kraftanstrengung, ein Leben, ohne den Unterschied zwischen mir und Gott auch zu fühlen und Gott zu suchen, von Sehnsucht getrieben?
Eine Übersetzung von Paradies heißt: umfriedeter Garten, Park. Können wir Menschen wirklich in einem Park daheim sein; in einem Reservat?
So abwegig scheint mir der Gedanke nicht, dass die Vertreibung aus dem Paradies ein Schritt in die Freiheit war.
Vielleicht können wir es ja so sagen: unsere Heimat, der Ort an dem wir Menschen sind, ist diese Welt. Sie ist, sie wird immer mehr unser Zuhause im Gestalten, im Miteinanderleben, im Leiden und Lieben. Bei all dem bringen wir etwas mit, was nicht von dieser Welt ist, was hier nicht hineinpasst und was uns in diesem Zuhause trotz allem fremd sein lässt.
Es gehört etwas zu uns, das nicht von dieser Welt ist, und das zieht uns an ein Leben lang. Und es prägt unser Leben hier.
Heimat haben und fremd sein - beides zusammen kennzeichnet unser Leben. Vor der Tür des Paradieses und ein Stück davon im Herzen tragend, so leben wir mit Last, Lust, Spannung und Verheißung.
Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes verspricht eine neue Heimat. Nicht einen umzäunten Garten, sondern einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und eine neue Stadt, deren Tore immer offen stehen für Menschen von nah und fern. Und das wichtigste: Gott wohnt hier, mitten unter den Menschen. Der biblische Autor Johannes beschreibt dieses Versprechen in einer Vision: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde, die Wohnung Gottes unter den Menschen!" Offb 21,3)

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