SWR2 Wort zum Tag

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„Globalisierung und Angst", so lautet der Titel eines Vortrags, den ich kürzlich gehört habe. Ein Psychotherapeut sprach über die Ängste, welche die weltweiten Verflechtungen bei Menschen hierzulande und auch in andern Teilen der Welt auslösen. Angst vor vielen fremden Menschen im eigenen Land, die anders leben, sprechen und glauben, und die Konkurrenten werden können, um Jobs und um soziale Leistungen. Angst vor undurchschaubaren wirtschaftlichen Verflechtungen weltweit. Menschen wandern aus, andere fühlen sich fremd im eigenen Land, und viele fühlen sich wie verloren in einer riesigen Welt.
Einheimische fürchten, dass ihnen die Heimat entgleitet; Zuwanderer fürchten, dass sie ihre Identität aufgeben müssen.
Das Thema Heimat taucht auch in der Bibel immer wieder auf. Es fängt an mit dem Paradies: Adam und Eva leben dort, dann werden sie vertrieben. Seitdem wechselt das menschliche Schicksal immer wieder zwischen seßhaft sein und unterwegs sein, leben im eigenen Land und im Exil. Und in all dem hin und her erweist sich Gott für sie als verlässliche Größe. Das gipfelt in dem Satz: „Unsere Heimat aber ist im Himmel." (Phil 3,20) Und deshalb relativiert sich beides: das Wohnen wie das Unterwegssein. Im Hebräerbrief im Neuen Testament wird das an der Geschichte des Abraham gezeigt, einer Gestalt der jüdischen Bibel. Von ihm wird erzählt, dass Gott ihn aus seiner Heimat weggeschickt hat in ein unbekanntes Land. Es heißt nur: Zieh weg aus deiner Heimat in das Land, das ich dir zeigen werde. Abraham kommt mit seiner Familie an in dem versprochenen Land und lebt dort. Aber er hält sich dort als Fremder wie in einem fremden Land auf. Er und seine Familie, sie alle sterben, ohne wirklich Heimat gefunden zu haben: „Nur von ferne haben sie das Land geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind." Selbst die von Gott verheißene irdische Heimat ist nicht verlässlich. Trotzdem sind sie voll Glauben und streben nach einer besseren Heimat, nämlich der himmlischen. „Gott ... hat für sie eine Stadt vorbereitet." Hebräerbrief, Kap 11)Ich möchte diese biblischen Gedanken in unsere heutige Situation hinein hören: die urmenschliche Sehnsucht nach Heimat, die Angst heimatlos zu sein, das finden von Heimat an Orten und bei Menschen. Die Bibel ermutigt, uns zu beheimaten, ohne zu klammern, ohne bei Verlusten zu verzweifeln. Denn es gibt das Versprechen, dass wir Heimat haben in Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8708
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