Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Bewahre in allem die innere Stille, um in Christus zu bleiben."
Roger Schütz hat das gesagt. Der Abt von Taizé. Als ob er geahnt hätte, wie schockierend sein Ende sein würde. Vor fast fünf Jahren, am 16. August 2005, ist er von einer geistesverwirrten Frau erstochen worden.
„Bewahre in allem die innere Stille!" hat er gesagt. In allem. Dabei könnte man doch laut schreien. 64 Jahre hat er Roger Schütz in dem kleinen Ort Taize in Frankreich Generationen von jungen Leuten den Weg der Gewaltlosigkeit gezeigt. Im Kloster von Taize haben sie nicht nur innere Stille gefunden. Auch die Kraft, die von ihr ausgeht.
Warum wurde dieser friedliche Mann zur Zielscheibe von Gewalt? Und all die anderen Apostel der Gewaltlosigkeit, Martin Luther King, Mahatma Gandhi oder Olof Palme- alle sind sie eines gewaltsamen Todes gestorben.
Es passiert auf der großen Bühne der Politik und in der kleinen Welt zu Hause. Eine hilflose Frau wird verprügelt, ein Mitarbeiter gemobbt, ein Kind von seinen Klassenkameraden gehänselt. Warum? Oft, weil sie einfach nur anders sind. Und weil sie keine Angst verbreiten.
„Bewahre in allem die innere Stille, um in Christus zu bleiben" sagt Roger Schütz. Ich verstehe das so:
Wenn es laut ist, wenn Gewalt ganz nah kommt und dich zu unversöhnlichem Zorn und Hass reizt- dann geh in die Stille. Lass dich nicht hineinziehen in diesen Teufelskreis von Beleidigung und Gewalt. Auch dann nicht, wenn du für eine gerechte Sache kämpfst.
„Bewahre in allem die innere Stille." Meint Roger Schütz. Weil nur in dieser inneren Stille Gott zu uns sprechen kann. Weil wir nur inmitten dieser inneren Stille, uns der Liebe bewusst werden können. Diese Liebe, die stärker ist als alle Gewalt und die Wunden heilen kann.
„Bewahre in allem die innere Stille." Das können Sie heute ganz praktisch ausprobieren. Wenn Sie in der Natur wandern oder heute mal in die Kirche gehen- allein oder mit anderen zusammen. Singen, schweigen, nachdenken. Spüren, dass man da drinnen gar nicht allein ist. Sondern zu einem großen Ganzen gehört.
An manchen Sommerabenden, sagte Roger Schütz, hören wir in Taizé die Jugendlichen durch die geöffneten Fenster.... Sie suchen, sie beten. Und wir sagen uns: Ihr Verlangen nach Frieden, ihre Sehnsucht nach Vertrauen sind wie diese Sterne, kleine Lichter in der Nacht.«
(Frère Roger in einem »Brief 2005)

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