SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Die stärkste Waffe des Menschen ist seine Stimme". Tatsächlich? Ja, die Stimme des Menschen kann schon eine Waffe sein. Ein unsichtbares Messer, wenn sie jemandem das Wort abschneidet oder ein akustischer  Faustschlag, wenn sie einen Menschen niederbrüllt. Die menschliche Stimme als Waffe, da steckt schon viel Wahrheit drin, aber natürlich nicht die ganze. Denn die Stimme kann zwar eine Waffe sein, aber auch eine Wohltat. Sie kann Balsam sein, Balsam für die Seele. Wenn sie beruhigt oder tröstet. Die Stimme des Menschen ist ein ganz feines Instrument. Sie zeigt auch die Gestimmtheit eines Menschen an, ob er es will oder nicht. Sie ist belegt nach Überanstrengung oder bei Spannungen und Nervosität. Brüchig bei starken Gefühlen. Neben dem Gesicht und der Körperhaltung eines Menschen ist die Stimme sein unverwechselbares Wesensmerkmal. Daran erkennt man ihn. Darum tut es auch so weh, wenn man die Stimme eines Verstorbenen auf Tonbändern oder CD's hört. Weil durch sie eine fast greifbare Verbindung zum Verstorbenen hergestellt wird. Die Stimme des Menschen hängt eben ganz eng mit seinem Wesen, mit seiner Person zusammen. Das Wort Person kommt vom Lateinischen persona und per-sonare heißt durchklingen. Und nicht umsonst ist an vielen Stellen in der Bibel von der Stimme Gottes die Rede. Die zum Wesenskern der Menschen durchklingt. In Träumen, aus dem Himmel oder über den Wassern. In den Stimmen der Menschen klingt aber auch ihr Wesenskern durch. Und egal ob eine Stimme nun hoch oder tief, weich oder rau ist, Hauptsache, sie ist echt. Das heißt, dass der Mensch nicht versucht sich zu verstellen oder jemand anderes zu sein. Sondern im Einklang mit sich selbst, stimmig eben. Und wenn das, was mit Atem durch den Körper aus dem Mund strömt, ehrlich ist, feinfühlig und mit Liebe gesprochen, dann ist jede Stimme schön.

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