SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sanibona! Wie bitte? Ja, Sanibona. Das ist Zulu, eine afrikanische Sprache und heißt guten Tag. Genauer gesagt: ich sehe Dich! Sanibona bedeutet aber noch mehr als ein rein oberflächliches Sehen. Es heißt „ich nehme Dich wahr". Das ist schön. Weil es Respekt ausdrückt, den Menschen Würde gibt. Wenn ich jemanden anschaue, mir einen kurzen Moment Zeit für ihn nehme. Natürlich kann ich das nicht immer tun. Aber wenigstens kurz kann ich das schon. Und das reicht oft auch. An der Kasse im Supermarkt: die Frau sehen, wahrnehmen und nicht wie einen Zahlautomaten behandeln. Meinen Bischof nicht reflexhaft als Kirchenchef oder Promi sehen, sondern als Mensch der auch Sorgen und Nöte hat. Die alte Nachbarin nicht in mein Wahrnehmungsbild einordnen wie einen Baum oder Laternenpfahl, sondern sie sehen, sie wahrnehmen. Mal ein Schwätzchen mit ihr halten.
Das gelingt mir natürlich auch nicht immer. Aber eine gute Voraussetzung dafür ist wenn ich gut drauf bin. Also gut geschlafen habe, mich an Leib und Seele wohl fühle und mich auf ein paar Sachen freuen kann. Dann kann ich auch die Menschen ganz anders wahrnehmen. Es ist wie wenn im Auto meine verschlierte Sicht auf die Welt mit Wasser, Spiritus und Scheibenwischer gereinigt wird. So wird mein Blick auf die Menschen durch gute Laune klarer. Und dann nehm ich sie auch ganz anders wahr. Dann „seh" ich sie. Das tut ihnen gut, das spür ich immer wieder. Es tut aber auch mir gut.
Und so wird eine der klassischen Lebensregeln des christlichen Glaubens für mich immer wieder konkret: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.
Also schau dass es Dir gut geht an Leib und Seele. Sorge Dich auch um Dich und nicht nur um die Anderen. Hege Deinen Leib und pflege Deine Seele. Dann tut das auch den Anderen wohl. Die Du dann auch ganz anders sehen kannst. Sanibona!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8685
weiterlesen...