SWR2 Wort zum Tag

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Der Prediger Salomo" ist ein Buch von Mann zu Mann. Mit seinen gerade mal vier Seiten eignet es sich für alle, die schon immer mal einen Einstieg in die Bibellektüre suchten.  Hier spricht einer, der es im Leben weit gebracht hat, der eine der Top-Positionen in Israel eingenommen hat. "Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem", schreibt er. Zwischen 965 und 926 vor Christus war das, lange her, aber: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne."
Karriere und Macht genügten ihm nicht. Er richtete sein „Herz darauf, die Weisheit zu suchen." Unter falscher Bescheidenheit leidet dieser Mann wahrhaftig nicht, wenn er feststellt:  „Ich habe mehr Weisheit als alle, die vor mir gewesen sind zu Jerusalem." Doch die Summe seines Lebens lautet: Es ist alles ganz eitel, nicht viel wert. Umsonst.
Das Thema Geld hat er abgehakt. Er weiß, dass Geld schützt - und doch niemals befriedigt. „Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt." Wenn die Armen der Hunger nicht schlafen lässt, dann die Reichen der Besitz nicht, die Sorge.
Die Politik hat ihn enttäuscht. Er hat oft genug erlebt, dass die übelsten Charaktere am meisten Erfolg hatten und der Besitz eines Rückgrats nur hinderlich ist, wenn man sich geschmeidig nach oben bewegen möchte. Und Frauen? Vergiss sie, sagt der Prediger. Denn ihre Hände sind Fesseln, ihr Herz ein Strick. Selbst das Streben nach Weisheit, danach, zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, führt nicht wirklich weiter.
Eins nach dem anderen wischt er mit einem ebenso großartigen, wie beiläufigen: „Auch das ist eitel", beiseite. Was bleibt? Das Nächstliegende:
„So geh nun hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut, denn dies dein Tun hat Gott schon längst gefallen. Genieße das Leben mit deinem Weibe, das du lieb hast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne."
Der Prediger hat den Mut, sich sein Scheitern auf der Suche nach Weisheit, Ruhm und Einfluss einzugestehen. „Alles Mühen des Menschen ist für seinen Mund, aber sein Verlangen bleibt ungestillt." Und Gott? Salomon ist überzeugt: Der Mensch kann Gott niemals ergründen. Doch wäre es töricht, ihn für immer abzuschreiben. „Sei nicht allzu gottlos", rät er darum. Er hat die Größe, das Glas zu heben auf den, der ihn auf diesen undurchschaubaren Lebensweg geschickt hat und zu sagen: „Gott ist im Himmel, und ich bin auf der Erde. Mein Geist wird zu ihm zurückkehren, wenn mein Leib zu Staub zerfallen ist"

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