SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Warten kann richtig anstrengen. Und Verspätungen können Beziehungen belasten.
Egal wie lange man sich verspätet. Für kleine Kinder können Minuten zur Ewigkeit werden. Wenn sie auf die Uhr schauen und der große Zeiger ist schon weiter - und niemand kommt.
Beim Warten kommen - wenn man es nicht mehr aushält - kann man auf sehr „dumme" Ideen kommen, um die Zeit „tot zu schlagen" , um die Enttäuschung zu verscheuchen, um seinen Ärger auszu"drücken".

Vierzig Tage und vierzig Nächte warten - ohne ein Lebenszeichen:
So erging es denen, die mit Mose aus der Unterdrückung in die Freiheit gezogen sind. Gott redete mit Mose - das wussten sie. Aber nun dauerte es - und dauerte es... Verspätet sich Mose? Was ist ihm passiert? Oder kommt er gar nicht mehr?

Zwar haben sie mit Mose erlebt: Wie sie aus der Knechtschaft in die Freiheit und vor den Verfolgern durch´s Schilfmeer gelangt sind - und wie sie vor Hunger (2.Mose 16) und Durst (2. Mose 17) in der Wüste gerettet wurden. Aber nun ist diese Hoffnungsnahrung verzehrt. Vierzig Tage - vierzig Nächte warten eine unendlich lange Zeit. Sie halten es nicht länger aus.
Sie gehen innerlich zurück - nach Ägypten - in ein unmündiges Leben. Sie regredieren buchstäblich - oder - was damit gleich bedeutend ist: Sie suchen nach einem rettenden Strohhalm. Und weil sie keinen finden - erfinden sie einen.
Ein Stierbild entsteht - aus Holz - dürftig mit Gold überzogen. Und am nächsten Tag - Mose ist immer noch nicht da - da opfern sie dem Stierbild, übertragen ihre Hoffnungen auf ihr Ersatz-Göttle - essen, trinken und amüsieren sich.

Zur selben Zeit  hat Mose gerade, die beiden Tafeln empfangen (2.Mose 31,18) - Gottes Gebote für ein Leben in Frieden und Freiheit - und dann basteln sie sich flugs einen Ersatzgott, der im Lagerfeuer wieder vergeht. Wie gewonnen so zerronnen.

Nicht zu früh urteilen! Verspätungen strengen unsere Wartekraft sehr an, sie überdehnen unseren Geduldsfaden oft bis zum Zerreißen.

Doch rasche Lösungen - Ersatzlösungen - die helfen oft gar nicht weiter.
Warten können, auch dann, wenn es einmal gar nicht so läuft, wie ich das für mich erwarte, setzt ein tiefes Vertrauen voraus.
Vertrauen wächst aus der Erinnerung an nicht enttäuschtes Vertrauen. Wo hat sich Warten in meinem Leben gelohnt, oder als die bessere Lösung erwiesen?
Das gilt auch für mein Gott Vertrauen: Wo hat Gott mein Leben bewahrt? - Das Erspüren, das Erinnern, daran Denken, so entsteht in mir Glaube - täglich neu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8664
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