SWR2 Wort zum Tag

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Ein großes Turnier ist zu Ende. Mit vier Wochen Fußballbegeisterung in Deutschland und weltweit. Mit einer erfolgreichen deutschen Mannschaft - der viele das nicht zugetraut haben. Befremdet haben mich allerdings einige Schwarzmalereien:

Zum Ritual gehört bereits die Kritik der Fahnen: „Wenigstens die Kirche muss doch etwas dagegen sagen." Das jedenfalls wurde mir in einem Pressebericht über unser kleines Public Viewing in der Kirchengemeinde vorgehalten. Verstehe schon: auch mich befremden die großen Nationalfahnen und wo sie überall  zu sehen sind - das steckt in mir. Aber: ich übersehe auch nicht wie liebevoll die Jugendlichen ihr Fußball-Glotzen vorbereitet haben - mit Fahnen aller Länder, Pommes und Musik - und wie da alt und jung, groß und klein sich amüsiert haben - gar nicht bierernst, schon gar nicht nationalistisch.

Wenn doch in den letzten 100 Jahren junge Menschen in Deutschland nur ausschließlich bei Fußballturnieren unter der Fahne losgezogen wären.

Bizarr empfand ich auch, wie die Freude am Team in Häme über die Regierung umgemünzt wurde. Hier wurde die junge, geniale Multikultitruppe von Bundestrainer Joachim Löw über den grünen Klee gelobt - da die Regierung Merkel als ideenlose, führungsschwache Gurkentruppe runtergeschrieben, die ihre Bataillone nicht zusammenhalten könne.

Vor vierzig Jahren wurde die Spielkunst auf dem Rasen als Spiegelbild der reformerischen Brandt-Ära genommen: So wie die Kicker - so die Gesellschaft.
Jetzt verdreht dieselbe Generation die Verhältnisse. Altersgram und augenschwach, wie ich finde. Übersehen wird z.B. die türkischstämmige Ministerin und ihr schottischer Ministerpräsident, die 36 Jährige First-Lady mit Tattoo im Schloss Bellevue, so wie die Minister unter 45: Rösler, Köhler, Röttgen. Alle seien „unerfahren, keine Charismatiker, keine Führungspersonen." Das übrigens wurde im Vorfeld der WM auch dem Löw Team vorgehalten.

Was aber, wenn die Teamleistungen sich sehen lassen können - auf dem Rasen und auf dem Feld der Politik. Dass das Land im Team gut durch die Krise kommt. Dass Schulden und Abgaben abgebaut werden, dass neue Arbeit und neue Techniken entstehen - von einer jungen, begeisterungsfähigen Generation.
Als Übung gegen Schwarzmalerei könnten wir Älteren es doch einmal mit Luthers Erklärung zum 8.Gebot versuchen. O-Ton Luther:
„Unsern Nächsten nicht seinen Ruf verderben..., sondern ... Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren." (Kleiner Katechismus)

Das WM Turnier könnte auch dafür eine gute Vorlage sein, finde ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8662
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