SWR2 Wort zum Tag

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Manchmal schildert uns die Bibel schon interessante Gestalten. Gott schickt seinen Propheten Samuel zu einem Mann namens Isai nach Betlehem, sein Sohn soll der neue König Israels werden. Sieben Söhne befinden sich im Haus des Isai. Der Reihe nach werden sie dem Samuel vorgestellt, einer stattlicher als der andere. Schon beim ersten glaubt Samuel, den neuen König vor sich zu haben, so beeindruckt ist er von dessen Gestalt. Aber Gott lässt ihn wissen: „Sieh nicht auf sein Aussehen. (...) Gott sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, Gott aber sieht das Herz." Und: „ Du sollst mir (...) den salben, den ich dir nennen werde." Doch bei keinem der Söhne meldet sich Gott. Und so fragt Samuel den Isai, ob das all seine Söhne sind. Es stellt sich heraus, dass David, der jüngste, noch fehlt, weil er die Schafe hütet. Dass der berühmte Samuel ausgerechnet ihn sehen will, das hätte keiner gedacht. Zwar ist David schön, aber eigentlich zu jung, noch grün hinter den Ohren und gerade mal aus dem Gröbsten raus. Doch Gott fordert Samuel auf: „Salbe ihn, denn er ist es!"
David ist später ein guter König, auf jeden Fall erfolgreich. Nur er verhält sich anders als ich es von einem guten König erwarte. Als er die schöne Batseba beim Baden entdeckt, lässt er sie zu sich kommen, schläft mit ihr, obwohl sie verheiratet ist. Und es passiert: Batseba wird schwanger. Jetzt muss David sich etwas einfallen lassen. Doch leider nutzt Batsebas Mann, ein Soldat  in Davids Heer, seinen Heimaturlaub nicht so, wie David sich das vorgestellt hat. Nicht mal betrunken legt er sich zu seiner Frau. Da sieht David nur den Ausweg, diesen Soldaten in die vorderste Schlachtreihe zu stellen, wo er dann tatsächlich fällt. David nimmt Batseba zur Frau und sie bekommt einen Sohn. Doch Gott konfrontiert David mit seiner Tat. Der sieht zwar seine Fehler ein und zeigt Reue. Dennoch muss das neugeborene Kind sterben.
Obwohl David sich als unzulänglich erweist und sogar Verbrechen begeht, bleibt er der von Gott auserwählte König. Das stört mich zwar ein wenig, weil ich mir einen König gerne etwas perfekter vorstelle. Doch gleichzeitig gefällt mir an seiner Lebensgeschichte, dass Gott einen auswählt, der nicht perfekt ist. Die wichtigste Voraussetzung, Gottes Welt mitzugestalten, ist nicht, reich oder berühmt, schön, stark oder mächtig zu sein. Es kommt auf das Herz an. Und doch schützt ein gutes Herz nicht vor Fehlern. Wir Menschen sind nicht perfekt. Mein Kopf weiß das auch, doch der Rest von mir braucht manchmal so jemanden wie David. Seine Taten sind überhaupt nicht gutzuheißen, aber Gott nimmt seine Reue an und hält weiter an ihm fest. Wir Menschen können uns vielleicht in David wieder erkennen. Ein Beispiel sollten wir uns aber lieber an Gott nehmen und barmherziger mit Fehlern umgehen, mit unseren eigenen wie mit denen der anderen.

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