SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Der Sommer ist endlich da, und der Sommer ist schön. In vielen Liedern wird er besungen.
Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerszeit, an deines Gottes Gaben.
Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.
So heißt es in dem bekannten Lied von Paul Gerhardt. Bäume und Blumen, Vögel und Wild, ja sogar die Bienenvölker singen und springen auf der sonnigen Bühne dieses Liedes, bis hin zu "Schaf und Hirten", die - für den strengen Protestanten Paul Gerhardt bemerkenswert genug - ihr "Lustgeschrei" erklingen lassen.

Und doch - der Sommer ist in diesem Lied mehr als eine schöne Jahreszeit. Für den Dichter ist er zugleich ein Bild für den "Garten Christi" - gemeint ist die Ewigkeit. Wenn Gott seine Kinder schon auf dieser "armen Erde" mit soviel Schönheit und Glück beschenkt: "Welch hohe Lust, welch heller Schein, wird wohl in Christi Garten sein." Und so gibt es eine Sehnsucht, die stärker ist als die Sehnsucht nach sommerlicher Wärme: "O wär ich da! O stünd ich schon, ach süßer Gott, vor deinem Thron."

Manchmal empfinde ich das ähnlich in diesen Tagen.
Ich genieße den Augenblick, und zugleich erfüllt mich eine Vorfreude, die ich gar nicht so genau erklären kann. Wenn ich die Pfingstrosen im Garten sehe und ihren Duft rieche.
Oder wenn ich abends auf der Terasse sitze, Erdbeeren esse und eine Schumann-Sonate höre.
Wenn ich mit den Kindern nachts auf der Wiese liege und den Sternenhimmel bestaune.
"Ach denk ich, bist du hier so schön, und läßt du´s uns so lieblich gehen, was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem reichen Himmelzelt und güldnen Schlosse werden!"
Soviel Freude, soviel Fülle, soviel Geschenke - und das nicht nur für mich, sondern für alle.
Als wollte Gott die Menschen locken, als wollte Er sagen: Nimm es, genieße es und glaube mir, dass ich es gut mir dir meine.

Dieser Glaube an die Güte, an die "Süße" Gottes ist nicht immer leicht.
Gerade dann, wenn jemand traurig ist und die Freude anderer nicht teilen kann.
Oder wenn einen die Angst vor dem Ende beschleicht.
Da ist für mich der Sommer eine Hilfe zum Glauben. Das Licht, die Wärme, aber auch Dürre und heftige Gewitter. Sicher sind das zufällige Begleiterscheinungen, aber man kann darin auch Bilder entdecken, für Gottes überströmende Liebe, Bilder vielleicht auch für seine Macht und seine Heiligkeit.

Ich wünsche Ihnen einen solchen Bilderbuch-Sommer.
Ich wünsche Ihnen auch ein wenig Sehnsucht nach Gott und seinem Garten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8580
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