Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Tun, was der Vorgesetzte einem sagt. Anweisungen von oben nicht in Frage stellen. Diese Einstellung hatte Johannes Feldmeyer bisher nie geschadet. Im Gegenteil. Er hatte sich bis ganz nach oben gearbeitet. Er war das geworden, was man einen Topmanager nennt. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem seine Folgsamkeit zum Problem für ihn wurde. Sein Vorgesetzter hatte ihm einen äußerst heiklen Auftrag gegeben. Er sollt eine arbeitgeberfreundliche Gewerkschaft gründen. So sollte die schon bestehende Gewerkschaft geschwächt werden. Es durfte natürlich niemand erfahren, dass nicht die Mitarbeiter, sondern das Unternehmen selbst hinter der neuen Gewerkschaft steckte. Johannes Feldmayer sollte die entsprechenden Schritte veranlassen. Der Manager tat, was ihm aufgetragen war. In den nächsten Jahren flossen Millionen an Firmengeldern - als Honorarrechnungen getarnt - an eine Pseudogewerkschaft. Doch die Sache flog auf. Für den 51 - Jährigen kam es knüppeldick. Nicht nur, dass seine Manager - Karriere abrupt zu Ende war. Er wurde auch noch wegen Veruntreuung von Firmengeldern und Steuerhinterziehung vor Gericht gestellt. Und sein eigener Arbeitgeber forderte von ihm Schadenersatz. Da nutzte es dem Manager wenig, dass er nur ausgeführt hatte, was man ihm aufgetragen hatte. Im Gegenteil: Sein Gehorsam wurde ihm jetzt zum Verhängnis. Zu spät wurde ihm klar, dass Loyalität Grenzen hat. Dass es ratsam sein kann, auch auf sein Gewissen zu hören - selbst wenn das zu Konflikten führt. Damit das Gewissen wachsam bleibt, braucht es Ermutigung. Für mich ist eine solche Ermutigung ein Satz aus der Bibel: „Man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen." Der Apostel Petrus sagt diesen Satz, als er von den religiösen Autoritäten der Gemeinde in Jerusalem unter Druck gesetzt wird. Petrus kann deshalb so reden, weil er überzeugt ist, dass es über allen Autoritäten dieser Welt noch eine höhere Instanz gibt. Menschen müssen eben nicht alles machen, was man ihnen sagt - ob man nun an Gott glaubt oder nicht.

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