SWR2 Wort zum Tag

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Können Sie sich erinnern an das herzliche und unbeschwerte Lachen eines Kindes? Vielleicht des Kindes, das Sie selbst einmal waren? Ein Kind, das voller Lebenslust versucht, die vor dem Wind dahin segelnden Schirmchen einer Pusteblume einzufangen oder jene bunt schillernden Seifenblasen. Irgendwann aber ist diese unbeschwerte Fröhlichkeit dahin. Der Ernst des Lebens meldet sich.
Der Verlust der Fröhlichkeit und des Lachens scheinen unausweichlich. Auch im Christentum gibt es eine Tradition, die das Lachen allenfalls noch den unmündigen Kindern überließ oder es ganz ans Ende aller Zeiten platzierte.
Ich meine allerdings, wer erst zum Schluss lacht, der lacht zu spät. Denn Lachen und Heiterkeit sind nicht darum angesagt, weil unsere Welt so witzig wäre.
Im Gegenteil. Die Welt ist voll von Fakten, Sachverhalten und Menschen, die sich bitter ernst und sehr wichtig nehmen. Christlicher Humor aber gewinnt dazu Abstand, weil er anderswo verankert ist als in dem, was wir vor Augen haben.
Von der Kriminalautorin Agatha Christie stammt die Bemerkung „Wer mit siebzig eine reizende alte Dame sein möchte, muss als siebzehnjähriges Mädchen damit anfangen". Sie drückt damit aus: es geht um eine Haltung, die eingeübt werden kann. Eine Haltung, in der Humor und Lachen Ausdruck eines Gehaltenseins sind.
Wenn wir als Kinder spielten, hatten wir als Treffpunkt eine alte Buche, an deren starken Ästen eine Baumschaukel hing. Die in Schwung zu bringen und dann in großen Höhen hin und her zu schaukeln, das war ein herrliches Vergnügen!
Es funktionierte allerdings nur darum, weil wir alle absolutes Vertrauen in den starken Ast hatten, an dem unsere Schaukel hing. Ohne ihn wäre uns nämlich schnell das Lachen vergangen.
Das Lachen über diese Welt haben uns übrigens gerade die Menschen gelehrt, die oft wenig zu lachen hatten. Hanns Dieter Hüsch, der evangelische Kabarettist vom Niederrhein, war so einer. In seinen letzten Lebensjahren hatte er unter einer schweren Krankheit zu leiden.
Dennoch blieb sein Glauben von einer beeindruckenden Schwerelosigkeit gekennzeichnet. Der Grund dafür war wohl, dass er seine Lebensschaukel ganz oben festgemacht hatte.
Von ihm stammen auch die folgenden Zeilen: „Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt."

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