Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Vor 2000 Jahren waren Hinrichtungen etwas Alltägliches.
Die Römer benutzten dazu grobe Holzbalken.
Einen Balken senkrecht, einen oben quer. Fertig war das Folterinstrument.
Es sah nicht aus wie ein Kreuz, wohl eher wie ein frei in der Landschaft stehendes „T“.
Wie kam es, dass die ersten Christen ein Hinrichtungsinstrument zu ihrem Erkennungszeichen, ihrem Logo, machten? Ist das nicht ein Symbol dafür, dass einer an seiner Aufgabe gescheitert ist?
Auf den ersten Blick scheint das so. Schaut man jedoch genauer hin, öffnet sich ein ungeahnter Horizont:
Der lange senkrechte Balken, ein Symbol für mein Leben:
Mit der Erde bin ich unten verwurzelt, gebunden an meine Heimat, meine Familie. Das alles gibt mir Bodenhaftung und Fundament.
Der Balken weist in den Himmel. Ich hoffe, dass dieses Leben nie aufhört. Aber wenn ich nach oben schaue, weiß ich genau: Da kommt ein Ende. Ich muss nur im Spiegel meine Falten betrachten und ich weiß: Ich bin sterblich. Dieses Leben kommt zu einem Ende Der Balken liegt quer.
Für die Jünger damals taugte dieses aufgerichtete „T“ wohl kaum als Symbol für Hoffnung.
Deshalb haben sie den senkrechten Balken einfach nach oben hin verlängert.
Über den Querbalken hinaus.
So haben sie ein Hoffnungszeichen daraus gemacht, haben symbolisch nachgezeichnet, was sie erlebt hatten: Jesus stirbt zwar an dem senkrechten Balken, doch sein Weg ist damit nicht zu Ende. Das hatten sie ja gesehen: Der Tod behält nicht das letzte Wort. „Er ist auferstanden“, so rufen sie am dritten Tag. Er hat den Tod durchschritten. Der Tod hat keine letzte Macht.
So wurde das Kreuz für Christen zum Symbol für ein Leben, das den Tod hinter sich lässt. Für eine Hoffnung, die man nicht totkriegen kann.
Viele Menschen tragen dieses Symbol heute bei sich. Es steht an Kreuzungen und Landstraßen, in Schulräumen und Krankenzimmern sehen wir es.
Wenn Sie heute ein christliches Kreuz sehen, dann will es Ihnen dies sagen:
„Ja, ich weiß, der Balken in deinem Leben. Der liegt quer. Ja, du bist begrenzt in allem, was du tust und kannst. Aber fürchte Dich nicht. Gott verlässt Dich nicht. Hinterm Horizont geht´s weiter“.
Das sagt uns das Kreuz. Kein schlechtes Logo. Oder?
Gott schütze sie.


https://www.kirche-im-swr.de/?m=847
weiterlesen...