SWR3 Gedanken

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In diesen Tagen schaut die ganze Welt auf Südafrika. Eine gute Gelegenheit, sich mal mit den Leuten, die dort leben, vertraut zu machen. Die leisten nämlich unter schwierigen Bedingungen Großartiges. Und das hat auch etwas mit ihrem Glauben zu tun.
Ich denke an Mhlanga Nolinga. Sie ist 59 und lebt im Township Debeka in der Nähe von Durban. Zwei ihrer Töchter sind bereits vor vielen Jahren an AIDS gestorben. Ihre älteste Tochter Nisther ist 29 Jahre alt und hat sich vor kurzem mit HIV infiziert. Mhlanga Nolinga lebt mit ihrer kranken Tochter und insgesamt 5 Enkelkindern in drei kleinen Zimmern. 40 Euro stehen ihr und ihrer Familie zur Verfügung. Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Das meiste davon geht drauf für Medizin und die Schulkosten der Enkelkinder. Lebensmittel muss sie sich auf dem Markt erbetteln.
Im südlichen Afrika sind es vor allem die alten Frauen, die sich um die Aids- Waisen, ihre Enkelkinder kümmern. Und wenn der Aids- kranke Sohn oder die Tochter noch leben, pflegen sie die auch noch mit. Oft bis zum Tod. Das Geld reicht dann kaum noch für den Sarg und die Trauerfeier. Und oft reicht auch die Kraft kaum noch um für die Enkelkinder da zu sein und ihnen das Unbegreifliche leichter zu machen.
Hilfsprogramme haben die Großmütter viel zu selten im Blick. Neben wirtschaftlicher Hilfe brauchen sie aber vor allem Menschen, die sie nicht verurteilen, sondern ihnen beistehen und Hoffnung geben.
Mhlanga Nolinga trifft sich alle 14 Tage mit anderen Großmüttern, die auch für ihre Enkelkinder zu sorgen haben. Sie tauschen ihre Erfahrungen aus, sie weinen auch miteinander, aber vor allen Dingen überlegen sie gemeinsam, wie sie ihre Enkelkinder vor der tödlichen Krankheit schützen können. Mhlanga Nolinga sagt: Ohne die anderen und ohne meinen Glauben an Gott wäre ich schon längst verzweifelt. Aber die geben mir Kraft, jeden Tag neu zu leben. Und für meine Enkelkinder da zu sein.

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