SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Endlich ist es soweit! Ab heute rollt in Südafrika wieder der Ball. Ein gigantisches Geschäft wird es werden, aber hoffentlich auch ein unvergessliches Fest. Denn Fußball kann etwas bewegen, das jenseits aller finanziellen und geschäftlichen Interessen liegt. Vor acht Jahren fand am Tag des damaligen WM-Endspiels zwischen Deutschland und Brasilien nämlich noch ein ganz anderes Finale statt. Die zwei schlechtesten Nationalteams der Welt standen sich an diesem Tag ebenfalls gegenüber: Das Team der Karibikinsel Montserrat gegen Kicker aus dem kleinen Königreich Bhutan im Himalayagebirge. Die Nummern 203 und 202 der damaligen Weltrangliste. Es ging nicht um Geld. Nicht einmal Sponsoren fanden sich für dieses bemerkenswerte Ereignis. Trotzdem kamen zum Spiel auf einem stoppeligen Platz in Bhutan 25000 Menschen zusammen. Die Begeisterung, das Mitfiebern und das Anfeuern der Mannschaften waren kaum anders als beim großen WM-Finale in Yokohama. Dass das Spiel mit 4:0 für Bhutan endete, war letztlich nebensächlich. Etwas anderes, viel Wichtigeres war zuvor schon geschehen: Eine tiefe und herzliche Völkerverständigung zwischen den Menschen zweier Nationen, die vorher nicht einmal wussten, dass es die Anderen überhaupt gibt. Zusammengebracht und begeistert vom Fußball. Ein Ereignis, dass in beiden Ländern noch lange nachklang. Genau darum gönne ich auch allen Südafrikanern diese vier Wochen, in denen sie einen Teil der Welt zu Gast haben. Weil sie Menschen zusammenbringen und füreinander einnehmen können, die sich sonst wohl nie begegnet wären.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8409
weiterlesen...