SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

So ähnlich könnte man sich im Mittelalter das Ende der Welt vorgestellt haben. Da strömen Tag für Tag hunderte, wenn nicht tausende Tonnen Öl ins Meer und vergiften langsam alles Leben. Die Welt sieht dabei zu, entsetzt und hilflos, während sich allmählich Verzweiflung breit macht. Durchaus nicht nur bei den betroffenen Anwohnern. Dennoch geisterten schon einen Tag nach dem Desaster die üblichen Fragen durch die Medien: Wer bezahlt das? Wie hoch sind die Einnahmeverluste? Wie wirkt sich das auf die Aktienkurse aus? Sie scheint uns wirklich in Fleisch und Blut übergegangen, die reflexartige Frage: Was kostet das? Sie ist oft die erste, die gestellt wird, vor allen anderen. Keine Frage ist, dass die Menschen in Louisiana und anderswo nun um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen. Für sie ist die Katastrophe am verdreckten Strand  im wahrsten Sinne mit Händen zu greifen. Doch gerade an den direkt Betroffenen könnte auch bewusst werden, dass Geld zwar wichtig, aber nicht alles ist. Sie werden wohl nicht nur Geld, sondern auch die Welt verlieren, in der sie bisher lebten. Vielleicht für Jahrzehnte. 
Vor der Fixierung auf den Mammon warnt die Bibel mehr als einmal und das schon seit Jahrtausenden. Das ist kein frommes, aber weltfremdes Geschwätz, sondern in Jahrhunderten verdichtete Lebenserfahrung. Mögen die globalen Finanzmärkte inzwischen auch zu einer Art Gottersatz geworden sein, der über unser Wohl und Wehe bestimmt - sie taugen einfach nicht dazu. Auf die Frage, was für unser Leben wirklich wichtig ist, bleiben sie uns nämlich jede Antwort schuldig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8405
weiterlesen...