SWR3 Gedanken

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Werbung diene der gezielten und bewussten Beeinflussung des Menschen, heißt es in einem Lexikon. Das mag sein, aber Werbung transportiert eben auch Wunschbilder. Solche etwa, wie wir uns selber sehen oder gerne sehen möchten. In aller Regel sehen die so aus: Wir sind jung, attraktiv, sportlich, leistungsfähig und immer gut drauf. Umso erstaunlicher kommt nun die Werbekampagne einer Kosmetikfirma daher. Sie spricht gezielt Frauen im fortgeschrittenen Alter an und zeigt sie auch. Großformatige Plakate und Fernsehspots mit Frauen zwischen Mitte 50 und Mitte 60 – nackt. Ein Hingucker, weil ungewohnt und einer, der nachdenklich macht, weil er irgendwie quer zu unseren eingefahrenen Sehgewohnheiten steht. Dabei sind die abgebildeten Frauen durchaus attraktiv und sichtlich gut drauf. Trotzdem entsprechen sie einfach nicht dem immer wieder eingeprägten Bild des typischen Werbemodels und allein das macht stutzig.
Klar, das Unternehmen will seine Produktlinie an die Frau bekommen, und zwar an die ältere. Eine immer größer werdende, zahlungskräftige Zielgruppe. Aber es transportiert damit gewollt oder ungewollt auch eine Botschaft, auf die nicht nur die Kirchen schon seit Jahren hinweisen. Dass jeder von uns viel mehr ist als die äußerlich möglichst glatte, nett anzusehende Fassade. Dass jede und jeder eine eigene, unverwechselbare Geschichte mitbringt, die uns als Menschen erst wirklich interessant macht. Geschichten, wie sie die älteren Frauen auf den Werbeplakaten wortlos ausstrahlen.
Werbung dient der gezielten und bewussten Beeinflussung des Menschen? Warum nicht, wenn sie uns dann und wann auch mal zu einen anderen Blickwinkel verhilft.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=840
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