SWR3 Gedanken

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Stell dir vor, du stehst eines Tages vor dem Himmelstor. Dort wird man dich fragen: Hast du gelebt? Wer jetzt um eine Antwort verlegen ist, findet reichlich Anregung in einem Buch von Richard Horne. Genauer gesagt: 101 Dinge, die man getan haben sollte, bevor das Leben vorbei ist.

Ob es nun wirklich erstrebenswert ist, das gesamte Kamasutra ausprobiert zu haben oder ob ich es schaffen werde, einmal im Leben auf der Datumsgrenze zu stehen, weiß ich nicht. Aber trotzdem trifft dieses Buch bei mir einen Nerv.

Denn manchmal frage ich mich das wirklich: Wenn morgen dein Leben vorbei ist, was ist es gewesen? Hast du dann wenigstens manche deiner Träume gelebt? Oder viel zu viele verschoben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag? Der niemals kommen wird. Wenn du ehrlich bist.

Schwerwiegende Fragen. Auf die Richard Horne in seinem Buch über hundert amüsante Antworten findet. Die zu einem guten Teil nicht meine sind. Aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, die Möglichkeiten zu entdecken. Und ihnen in der Lebenszeit, die ich habe, Raum zu geben.

„Gott stellt meine Füße auf weiten Raum", heißt es in der Bibel. Gott stellt mich in den weiten Raum meines Lebens. Und will, dass ich es lebe. Mit all seinen Möglichkeiten. Mit meinen Möglichkeiten. Von denen Richard Horne ja eigentlich gar nichts weiß, Gott aber wohl. Und ich eigentlich auch.

Eigentlich brauche ich also gar kein Buch. Ich weiß es auch so. Ich weiß, dass mir oft der Mut fehlt. Der Mut zum Mut. Dass mein Alltag manchmal wie ein schwarzes Loch für Träume ist. Und Stunde für Stunde, Sachzwang für Sachzwang, Erwartung für Erwartung meine Träume schluckt. Und dass ich keinesfalls will, dass das so bleibt, bis ich vor dem Himmelstor stehe.

Gott stellt meine Füße auf weiten Raum. Den Käfig baue ich mir selbst. Den, der meine Flügel stutzt. Und meine Träume erstickt. Und nur ich selbst kann die Tür öffnen. Meine Zeit gestalten. Meine Träume leben. Und Gott hilft mir dabei.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8280
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