Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Für die Juden in aller Welt ist heute ein hoher Feiertag: Schawuot - das „Wochenfest".Sieben Wochen sind vergangen seit Pessach. Da hatte man sich erinnert an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens. Heute gedenken die Juden der Ereignisse in der Wüste, als Gott seinen Bund mit Israel schloss und Mose auf dem Berg Sinai die Tora empfing.

Pessach und Schawuot sind die Vorbilder für Ostern und Pfingsten. Denn Tod und Auferstehung Jesu ereigneten sich anlässlich des Pessachfestes. 50 Tage danach, an Schawuot, kam der Heilige Geist auf die Jünger herab. So erzählt es der Evangelist Lukas in seiner Apostelgeschichte. Bis dahin hatten sich die Anhänger Jesu in Jerusalem versteckt gehalten. Jetzt aber, erfüllt vom Geist Gottes, verkündeten sie mutig Jesus, den Gekreuzigten, als den Messias Israels. Und ihre Predigten hatten Erfolg. In Jerusalem

entstand die Urgemeinde des Christentums. So wurde aus dem jüdischen Schawuot das Pfingstfest der Christen, sozusagen der Geburtstag der Kirche.

Für die ersten Anhänger Jesu waren das keine Gegensätze. Petrus und die anderen Jüngerinnen und Jünger hatten ja nicht die Religion gewechselt. Die Apostelgeschichte berichtet, dass sie „Tag für Tag einmütig im Tempel verharrten." (Apg 2,46)

Was sie von ihren Glaubensbrüdern und -schwestern unterschied, war die Überzeugung: Gott hat Jesus von Nazaret auferweckt und ihn somit als Messias bestätigt.

Erst als diese Botschaft die Grenzen Israels sprengte und auch Nichtjuden der Gemeinschaft Jesu beitraten, da begann die Trennung von Juden und Christen. Ein schmerzlicher Prozess.

Schawuot und Pfingsten erinnern Christen an ihre jüdischen Wurzeln. Genau das wurde immer wieder vergessen, verdrängt oder verleugnet - mit all den schrecklichen Konequenzen, die wir aus der Geschichte kennen. Dabei hatte schon Paulus den nicht aus dem Judentum kommenden Christen ins Stammbuch geschrieben: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich." (Röm 11,18)

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