Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Die Kirche soll im Dorf bleiben!" Das ist ein Sprichwort. Und was so sprichwörtlich ist, das stimmt wohl irgendwie auch.
Wenn man bei uns quer übers Pfälzer Land fährt, dann ist das noch immer so. Kirchtürme ragen von Weitem schon wie Zeigefinger in den Himmel. Und sie stehen meist mitten im Dorf. Und selbst wer selten zur Kirche hingeht, möchte doch, dass sie da bleibt. Dort wohnt nämlich der Glaube. Und der Glaube soll nicht obdachlos werden. Unser Glaube braucht  auch ein Dach, einen Treffpunkt, nicht nur das stille Kämmerlein. Glauben ist nicht nur Heimarbeit. Nicht nur Privatsache. Glauben kann man auf Dauer nicht ganz für sich allein.

Gemeinschaft macht unseren Glauben erst stark. Und Gemeinschaft braucht einen Gemeinschaftsort. Und darum soll die Kirche im Dorf bleiben.

Dort ist sie der Sammelplatz, die Anlaufstelle, der Kraftraum für die Seele, der Treffpunkt alter Bekannter und neuer Bekenntnisse, aber auch das Foyer für neugierige Sinnsucher. In der Kirche finden alle Findelkinder Gottes ein Obdach. Sie ist das Trainingslager für Glaube, Liebe und Hoffnung, die Deponie für unsere Altlasten, das Schulungscenter für Vergessliche, Heimat für Heimwehkranke.
Das alles ist Kirche. Das Gotteshaus ist der Vorraum vor der Himmelstür. Stellen Sie sich vor:
Noch immer kommen an jedem Sonntag mehr Menschen in die Kirchen als am Samstag Fans in die Fußballstadien. Das will doch was heißen.
Und das Gute ist, im Gotteshaus werden sogar Plätze frei gehalten für alle, die im Moment noch durch Abwesenheit glänzen. Sie werden also erwartet, aber nicht bedrängt.
Und egal, wie lange es auch dauert, ihr Heimat- und Platzrecht geht nicht verloren. Wenn die Kirche im Dorf bleibt, dann bleibt sie das vor allem auch für die, die vorerst noch auf der Suche sind.
Und alle, die sich jetzt schon dort treffen sind aufgerufen, offen zu bleiben für die, die noch kommen.
Zusammen sollen alle Freude haben an jenem Haus, „da Gottes Ehre wohnt" wie steht es so schön in der Bibel?
„Herr ich habe lieb die Stätte Deines Hauses! Wir brauchen nicht nur Häuser zum Wohnen, wir brauchen auch Häuser für unseren Glauben. Das Gotteshaus soll im Dorf bleiben, oder in unserer Mitte.
Wenn wir es betreten, dann treten wir ein in die Gemeinschaft unserer Väter und Mütter.
Wir stimmen ein in ihr banges Beten, frohes Hoffen, tiefes Danken, ängstliches Sehnen, wir sprechen das alte Vater Unser und teilen Brot und Wein.
Und wenn es morgen früh bimmelt in Ihrer Nähe, machen Sie doch mal wieder ein Probesitzen in ihrem Gotteshaus.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8259
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