Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Yoga Unterricht in einem Gefängnis ist an sich schon alles andere als alltäglich. Aber wenn sich das ganze in einem palästinensischen Gefängnis abspielt und der Yogalehrer auch noch ein Israeli ist, dann ist das fast schon sensationell. Das Ganze kam so: Eran Aloni - er wohnt mit seiner Familie am See Geneserath in Israel - stieß eines Tages auf die Meldung, dass in einem Gefängnis im australischen Sydney Häftlinge an Yogastunden teilnehmen könnten. Der 39 – jährige Yogalehrer war von dieser Sache sofort begeistert. In den nächsten Tagen telefonierte er mit Gefängnissen im ganzen Land. Aber so einfach, wie er sich das vorstellte, ging es dann doch nicht. Endlich fand sich eine Haftanstalt, die bereit war, einen Versuch zu starten. Aber dieses Gefängnis lag ausgerechnet in der Nähe von Ramallah im Westjordanland. Eran Aloni, der bis dahin noch nie mit Palästinensern zusammengearbeitet hatte, begann also, Palästinenser in einem Gemeinschaftsraum des Gefängnisses in Yogaübungen einzuführen. Aus Sicherheitsgründen war am Anfang ein bewaffneter Gefängniswärter dabei. Doch der war bald nicht mehr nötig, wenn der Israeli die Palästinenser das richtige Atmen lehrte. Doch das Eigentliche waren natürlich nicht die Körperübungen, die die Palästinenser lernten, sondern dass sie einen Juden nicht als Feind erlebten, den man hassen und bekämpfen muss. In einer Region, in der Hass und Gewalt den Alltag bestimmen, ist das alles andere als selbstverständlich. Für mich ist das eine Hoffnungsgeschichte, die zeigt, dass sich Menschen auch dort achten und respektieren können, wo Abschreckung und Terror die Tagesordnung bestimmt. Und weil es sich dabei um ganz normale und einfache Menschen handelt, macht das die Sache für mich noch überzeugender. Der Israeli Eron Aloni hält den Yogaunterricht in einem palästinensischen Gefängnis für das größte Geschenk seines Lebens. Ein großes Geschenk ist es aber auch für alle anderen Menschen, die sich die Hoffnung auf Versöhnung und Frieden unter Menschen partout nicht nehmen lassen wollen.

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