SWR3 Gedanken

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Manchmal beneide ich meine Kinder. Ganz viele Wege stehen ihnen offen und nicht selten fällt es gar nicht so leicht, sich da den Passenden herauszusuchen. Doch mit jeder Entscheidung, die sie auf ihrem Lebensweg treffen, wird es eben auch ein bisschen enger, denn jede Entscheidung schließt notwendig erst mal andere Wege aus. Manchmal, wenn man falsch im Leben abgebogen ist, lässt sich das noch korrigieren. Je weiter aber jemand auf dem Weg vorangeht, umso schwieriger scheint es, noch einmal einen radikalen Kurswechsel hinzubekommen. Eines Tages kann es sogar ganz eng werden, wenn etwa plötzlich Krankheit oder Gebrechlichkeit hinzu kommen. Es erscheint manchmal so, als ob das Leben in einer Gasse läuft, deren Wände links und rechts langsam enger werden.
Doch sind es nicht manchmal Wege, auf die wir irgendwann mal geraten und dann einfach nicht mehr herunter gekommen sind? Aus Angst, Bequemlichkeit oder warum auch immer? Sicher, das Zurückgehen auf Start funktioniert irgendwann einfach nicht mehr. Aber neue Aufbrüche sind immer möglich, solange Körper und Geist noch mitspielen, egal wie alt wir sind. Was hindert mich daran, auch im vorgeschrittenen Alter den Traum von einer Reise zu verwirklichen? Warum nicht noch mal ein Instrument oder eine Sprache neu erlernen oder mit dem Malen anfangen? Zur Meisterschaft wird man es nicht mehr bringen, aber darauf kommt es ja auch nicht an. Neue  Aufbrüche ins Leben zu wagen, bevor es eines unbekannten Tages wirklich zu spät dazu ist. Die Osterzeit, die den Sieg des Lebens über den Tod feiert, ist dazu vielleicht nicht mal die schlechteste.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8160
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