SWR3 Gedanken

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Wo ist er denn nun, euer Gott? Die Frage stellen nicht nur kritische Geister heute. Sie wurde schon in der Bibel gestellt, sogar lange vor der Zeit Jesu. Wer an den einen Gott glaubt, so scheint es, muss sich rechtfertigen und hat sofort ein Problem: Glauben an etwas, das sich nicht vorzeigen, nicht sehen oder anfassen, ja beim besten Willen nicht  mal beweisen lässt. Für manchen damals wie heute eine geradezu absurde Vorstellung. Und dennoch suchen Menschen immer wieder nach Gott. Zum Beispiel, weil sie nicht wissen, wohin mit Dankbarkeit oder mit Freude, aber auch mit Traurigkeit oder ohnmächtiger Wut. Sie suchen nach der Ahnung, dass da irgendwo jemand Größeres sein muss, dem sie diese Gefühle anvertrauen können und der ihnen hilft, sie zu ertragen.
Doch wo lässt sich dieser Gott erfahren, wo spüren, dass es ihn gibt? In Kirchen und Gottesdiensten natürlich, doch nicht nur dort. Gott selbst zu finden ist ein Projekt, für das auch die größten Gottsucher oft ein ganzes Leben brauchen. Seine Spuren aber sind überall. Prinzipiell an jedem Ort, zumindest wenn ich annehme, dass alles auch seine Schöpfung ist.
So schrieb mir vor kurzem eine Freundin nach der Aufführung des grandiosen Requiems von Mozart, der Himmel müsse an solcher Musik wohl irgendwie beteiligt sein. Gottes Spuren in der Musik, in Filmen oder Kunstwerken, in der Natur oder der intensiven Begegnung mit einem andern Menschen. Wo auch immer etwas tief in mir zum Klingen kommt, da kann ich seinen Spuren begegnen. Das zumindest haben uns die großen Gottsucher der Geschichte bestätigt, denn gefunden haben sie ihn letztlich tief in sich selbst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8158
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