SWR3 Gedanken

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Auf dem Land begegnen sie mir gelegentlich noch. Schafherden, die im Sommer von Wiese zu Wiese ziehen. Geführt und behütet von einem Hirten mit seinem Hund. Ein eindrückliches Bild, das mich fast jedes Mal unweigerlich an die Bibel denken lässt. Jesus - der gute Hirte, heißt es dort. Ein Bild, von dem heute in vielen Katholischen Kirchen die Rede sein wird, denn die Kirche begeht heute weltweit den Gebetstag für Geistliche Berufe. Sie betet also um Männer und Frauen, die bereit sind, sich für Andere in den Dienst Jesu zu stellen. Um aktuelle Hirten und Hirtinnen gewissermaßen.
Doch passt das Bild heute wirklich noch? Wirkt es nicht eher schräg? Das Bild von Hirt und Herde, vielleicht passte es ja früher. Doch auch welcher aufgeklärte Christ lässt sich heute noch gängeln, sich ungefragt in sein Leben hineinreden? Vermutlich keiner von uns. Wir sind sehr empfindlich geworden gegen jede Bevormundung. Trotzdem scheint es vielen nichts auszumachen, allen möglichen modischen und sonstigen Trends zu folgen. Idolen zu huldigen, die uns ihre Denk- und Lebensmuster vorgeben. Nur: Es sind eben nicht unsere.
Mir scheint, dass wir heute mehr denn je Menschen brauchen, die wirklich Orientierung geben können. Menschen, die unangenehmen Wahrheiten nicht ausweichen und die Wegbegleiter sind, wenn in schweren Lebensabschnitten der Durchblick fehlt. Die weder alles besser wissen und können noch ungebeten mit fertigen Antworten daher kommen. Männer und Frauen, die andere vielmehr deshalb begleiten können, weil sie auch ihr eigenes Leben und ihren Glauben kritisch bedacht und hinterfragt haben. Menschen, die sich um die Seele sorgen. Geistliche Menschen. Moderne Hirtinnen und Hirten eben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8154
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