SWR2 Wort zum Tag

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Früher war die Linie klar: wenn sich ein konfessionsverschiedenes Paar katholisch trauen lassen wollte, musste es versprechen, die gemeinsamen Kinder katholisch zu taufen. Damit war die Linie vorgegeben: katholischer Religionsunterricht und Erstkommunion, für die Jungen vielleicht eine Karriere als Ministrant und für die Mädchen die Möglichkeit, bei der Fronleichnamsprozession Blumen zu streuen und Altäre zu schmücken. Heute entscheiden Eltern selbst, in welcher Konfession ihre Kinder aufwachsen sollen. Das ist gut so. Für viele Eltern geht es dabei weniger um die Konfession als um die Frage: Was ist uns wichtig? Welche Werte bedeuten uns etwas? Spielt der Glaube an Gott für uns eine Rolle? Und: sollen unsere gemeinsamen Kinder christlich geprägt werden? Werden wir mit ihnen Weihnachten und Ostern feiern und die Geschichte von Jesus erzählen? Werden wir mit ihnen beten?
Aber irgendwann steht die Entscheidung an: soll unser Kind evangelisch getauft werden,  katholisch, methodistisch oder orthodox? Welche religiösen Traditionen soll es kennen lernen? In welche kirchliche Gemeinschaft soll es hineinwachsen?
Das ist keine einfache Frage, vor allem dann, wenn beiden Elternteilen ihre Kirche etwas bedeutet. Es gibt zwar die eine Taufe, die über die Grenzen der Konfessionen hinweg anerkannt ist, aber es gibt noch nicht die eine Kirche, die geeinte Gemeinschaft aller Gläubigen. Und doch beginnt sie bereits in diesen konfessionsverschiedenen und zugleich konfessionsverbindenden Familien zu wachsen. Wenn man die religiösen Tradition des anderen achtet, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der anderen Konfession entdeckt und vor allem: die Verbundenheit spürt, die aus einem gemeinsam gelebten Glauben erwachsen kann. Diese Ökumene im Kleinen braucht jedoch auch Unterstützung durch eine gelebte Ökumene in den Kirchengemeinden vor Ort sowie in den Bemühungen der Kirchenleitungen.
Der ökumenische Kirchentag, der zur Zeit in München stattfindet, ist ein eindrucksvolles Zeugnis, dass viele Christen über die Grenzen der Konfessionen hinweg eine gemeinsame Heimat für ihren Glauben suchen. Und er ist ein Zeichen der Hoffnung, dass der Glaube an Jesus Christus allzu enge Kirchentüren öffnet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8138
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