SWR3 Gedanken

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Heute Nachmittag werde ich mit einem Paar deren goldene Hochzeit feiern. 50 Jahre schon verheiratet.
1960 - da bin ich noch nicht geboren, in Rom gibt es die Olympischen Sommerspiele. Die Beatles treten das erste Mal in Hamburg im Star-Club auf und John F. Kennedy wird Präsident der Vereinigten Staaten.
Und dieses junges Paar traut sich. Sie neunzehn, er einundzwanzig. Sie hatten Verantwortung zu übernehmen. Einen Hof zu bewirtschaften, bekamen drei Kinder. Lebten mit den Eltern und Großeltern in einem Haus, haben die Eltern bis zum Tod gepflegt. Und es ging immer vorwärts.
Wir sitzen zusammen, die beiden erzählen von den schönen und den traurigen Dingen aus ihrem Leben und wir lachen viel. Es gibt guten Kuchen und Kaffee.
Fünfzig Jahre beieinander bleiben, wie das geht, frage ich. Was war das Rezept? Sich im Streit sich auch mal zurücknehmen, meinen sie, nicht alles zerreden und vor allem: „Bei uns wurde nicht geschrien! Lieber hat man zwei Tage weniger miteinander geredet. Aber ein Rezept ist das nicht! Was für uns richtig war, muss für andere nicht gelten." Sagen sie-

Die goldene Hochzeit wollen sie festlich begehen, in der Kirche. Sie wollen ihren Dank zum Ausdruck bringen. Denn trotz allen Schwierigkeiten, die sie erlebt haben, empfinden sie Dankbarkeit über ihre Zeit zusammen.

Mir imponiert das, diese Haltung. Da sind zwei nicht etwa stolz, nach dem Motto: Wir haben geschafft, was so viele nicht mehr hinbekommen. Nein, der Dank drückt aus: Wir haben zwar viel geschafft. Aber dass wir zusammengeblieben sind, das haben wir geschenkt bekommen.

 

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