SWR3 Gedanken

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Wers kann und was auf sich hält, schaut Filme nur OmU! Original mit Untertitel. Das ist der wahre Kinogenuss. Die deutsche Synchronisation ist ja doch meistens schlechter und der Wortwitz aus dem Englischen ist oft nicht zu übersetzen. Würde Philipp Melanchthon heute leben, er würde Filme nur im Original sehen. Den Untertitel würde er aber nur widerwillig zur Hilfe nehmen, denn ihm war das Original wichtig. Heute vor 450 Jahren ist Philipp Melanchthon gestorben. Er war der engste Mitarbeiter von Martin Luther und sein großes Anliegen war: Jeder soll sich selbst ein Urteil bilden können. Nicht über Filme, über die Bibel und den Glauben. Das war für viele Menschen des Mittelalters schlicht und ergreifend unmöglich. Die allermeisten konnten gar nicht lesen oder schreiben.


Sie waren also darauf angewiesen, dass es stimmte, was Lehrer und Vorgesetzte ihnen sagten. Sie hätten es nicht nachprüfen können. Aber auch die waren im Laufe der Jahrhunderte dumm geworden. Denn sie wiederholten oft nur das, was ihre Lehrer ihnen sagten. Und wenn Unfug dabei war, wurde der Unfug eben auch weitergegeben. Um die Bibel verstehen zu können, musste man lesen können und wenn man sich ein wirklich gelehrtes und eigenes Urteil bilden wollte, musste man die Bibel im Original lesen: Auf Griechisch und Hebräisch. Melanchthon war der zweite Griechischprofessor in Deutschland. Er wollte, dass immer mehr Menschen ihren „Bibelfilm" in der Originalsprache sehen konnten. Und wenn das nicht möglich war, wenigstens die Übersetzer ihr Handwerk richtig machten. Deshalb setzte er sich für ein Bildungssystem in Deutschland ein. „Lehrer Deutschlands" wurde er daher genannt - auf Latein: Praeceptor germaniae! Bildung- das ist nach Melanchthon viel mehr als Wikipedia-Wissen ansammeln. Bildung heißt: seine Persönlichkeit bilden. Und mit dieser Persönlichkeit seinen „Bibelfilm" so zu sehen, dass man sich dazu seine eigene, klare Meinung bilden kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8113
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