SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute haben viele Kommunionkinder frei. Gestern sind Sie zur Erstkommunion gegangen, haben zum ersten Mal an der Eucharistiefeier teilgenommen, zum ersten Mal eine Hostie gegessen, und haben dann bis in den Abend hinein mit vielen Gästen gefeiert. Für viele ist es sicher ein toller, ein unvergesslicher Tag gewesen - und für viele Gäste auch. Da gönne ich allen einen freien Tag danach.
Aber wenn man sich dieses Fest genauer ansieht, dann können doch Fragen aufkommen. Wofür eigentlich dieser Aufwand? Und ist der wirklich gerechtfertigt, wenn es doch nur um ein kleines Stück Brot geht? Berechtigte Fragen. Bei der Erstkommunion wird tatsächlich viel Aufhebens um so etwas unbedeutendes, wie eine Hostie, eine dünne Oblate gemacht. Aber für mich steckt genau in diesem scheinbaren Widerspruch eines der Geheimnisse dieser Feier. Es gibt sicher wenig alltäglicheres, als ein Stück Brot. Ein Brot im Bäckerladen kostet vielleicht 2 Euro 15. Breche ich ein Stück davon ab, halte ich Brot für nicht mal einen halben Cent in der Hand. Wenn aber das Brot so  geringen materiellen Wert hat, wie kann es dann im Mittelpunkt einer Feier stehen, die gestern anfing und bis heute dauert?
»Kommunion« heißt nicht mehr und nicht weniger als »Gemeinschaft«. Gefeiert wird nicht das Brot, die Oblate, die Hostie, sondern die Gemeinschaft, die damit verbunden ist.
Und wie lässt sich Gemeinschaft besser erfahren, als in einem Fest?
Allerdings ist Brot, so billig und verfügbar es ist, auch ein Lebensmittel. Mittel zum Leben. Eine Art Ursubstanz. Brot ist notwendig zu unserem Leben, es ist genießbar, macht satt. Brot zu essen, gerade in einem Gottesdienst, heißt also auch: Ganz bewusst mit dieser Ursubstanz in Beziehung zu treten. Sich darauf zu besinnen, was Leben eigentlich ausmacht. Es sind ganz wenige Zutaten, aus denen Brot gemacht wird. Und so sind auch nur wenige Zutaten für unser Leben wirklich notwendig. Eines davon ist eben Gemeinschaft. Und wie lässt sich Gemeinschaft besser erfahren, als wenn Menschen miteinander essen, feiern, lachen und singen.
Jesus bricht Brot kurz bevor er stirbt, und verteilt es an seine Freunde. Mit dieser ganz einfachen Geste macht er deutlich, dass Gemeinschaft für das Leben zentral ist. Gemeinsam essen führt uns zu dem, was Menschsein ausmacht: Freundschaft, Gemeinschaft, und Zusammenhalt, selbst wenn der Tod das Leben bedroht. Da muss man gar keine großen Worte machen. Das Bild eines gemeinsamen Essens leuchtet jedem sofort ein. Und wenn dann nicht das mehrgängige Menü aufgefahren wird, sondern nur ein Stück Brot und ein Schluck Wein, dann ist klar: Es geht nicht ums schlemmen und satt werden, sondern es geht um den Hunger auf Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Diesen Hunger mit einem Fest zu feiern halte ich für keine schlechte Idee.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8055
weiterlesen...