SWR3 Gedanken

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Heute vor 16 Jahren hat es angefangen. Das Morden zwischen Tutsi und Hutu. In den darauf folgenden 100 Tagen fand ein unglaubliches Abschlachten der Tutsi durch die Hutu statt. Zwischen 500.000 und 1 Million Menschen wurden getötet. Keiner weiß die genaue Zahl.

Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an diesen Völkermord. Was diesen Konflikt so in die Erinnerung eingebrannt hat, das ist zum einen die Brutalität, mit der dort vorgegangen wurde. Das andere ist die kaum zu glaubende Tatsache, dass sich dort - fast aus dem Nichts heraus - Nachbarn und Freunde gegeneinander erhoben haben, sogar Schwiegersöhne gegen ihre Schwiegerväter, kurzum: Menschen, die jahrelang ganz selbstverständlich und freundschaftlich Tür an Tür und in derselben Straße gewohnt haben. Wie kann das nur sein?

Der englische Philosoph Thomas Hobbes schrieb im 17. Jahrhundert: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf". Von Gier und Egoismus getrieben wird er immer für sich das Beste und das Meiste wollen und darum wie ein Raubtier handeln, wenn es sein muss.

Hobbes Antwort auf diese erschreckende Idee war die von einem allmächtigen Staat. Einer, der den Frieden zwischen den Menschen machen und garantieren solle. Dass das mit dem allmächtigen Staat nicht funktioniert, wissen wir mittlerweile. Was aber hilft sonst?

Jesus bietet keine Allmachtsfantasien an. Er fordert schlicht: „Liebe Deinen Nächsten genau so sehr wie dich selbst." Im Anderen einen Menschen zu sehen, der dasselbe Recht auf ein gutes Leben hat wie ich - das ist doch eigentlich eine geniale Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander, oder? Ich wüsste nichts, was das Raubtier in uns bändigen könnte, außer der Liebe.

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