Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Gerüchteküche brodelt in Jerusalem. Die einen sagen: Das Grab ist leer, Jesus ist auferstanden und er ist sogar einigen erschienen, zuerst den Frauen und anschließend den Jüngern. Die andern können oder wollen das nicht glauben und setzen ein anderes Gerücht in die Welt: Der Leichnam wurde nur gestohlen, damit man behaupten kann, er sei auferstanden. Und die angeblichen Erscheinungen sind nur Einbildungen. Zählt man mal nüchtern die Fakten zusammen, dann ist dieses Gerücht wahrscheinlicher. Denn Fakt ist, Jesus lebt nach seiner Auferstehung nicht wie ein normaler Mensch auf der Erde, mit Essen, Trinken, Schlafen, erstem Wohnsitz und Personalausweis, sondern nach den biblischen Berichten erscheint er nur gelegentlich.
Die Auferstehung ist ein Gerücht. Damit ist die Ausgangslage für die Menschen der Bibel, damals vor 2000 Jahren, nicht viel anders als für uns heute. Wie wir können sie an die Auferstehung nur glauben, es ist keine Sache des Wissens, sie lässt sich nicht wissenschaftlich überprüfen. Sicher, für den Evangelisten Matthäus ist die Erscheinung Jesu keine Einbildung. Um dies zu unterstreichen, lässt er in einer seiner biblischen Geschichte die Frauen den auferstandenen Jesus an den Füßen anfassen. Nach dem Motto: Sie haben ihn wirklich zu fassen bekommen, er lebt ganz real, körperlich, es ist keine Fata Morgana. Die Frage ist, glaube ich Matthäus und den andern Zeugen der Bibel? Bei kritischer Lektüre der Bibel stellt man fest, dass sich die Auferstehungsberichte bei jedem der Evangelisten ein wenig anders darstellen. Bei Markus gibt es einen Engel und das leere Grab, keine Erscheinung Jesu. Bei Lukas ist es kein Engel, sondern sind es gleich zwei Männer in leuchtenden Gewändern und bei Johannes erscheint Jesus als Gärtner. Also die Details in den Berichten sind sehr unterschiedlich, bei einem Kreuzverhör vor Gericht würden die vier Evangelisten ganz schön ins Schwimmen kommen.
Somit haben die Zweifler an der Auferstehung heute wie damals durchaus Argumente auf ihrer Seite. Es ist und bleibt eine Frage des Glaubens. Und Glauben kann man nicht erzwingen, weder bei einem andern noch bei sich selbst. Glauben muss man Freiheit lassen.

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