SWR3 Gedanken

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Die Pi-bel ist ein Buch. Nicht zu verwechseln mit der Bi-bel und lange nicht so spannend. Denn in der Pi-bel stehen nur Ziffern. Zehn Millionen Stück. Genauer gesagt: die Zahl π mit zehn Millionen Stellen nach dem Komma. 
π heißt auch „die Kreiszahl" weil sie das Verhältnis von Umfang zu Durchmesser eines Kreises angibt. Als Schüler fand ich es immer faszinierend, auf die π -Taste meines Taschenrechners zu drücken. Auf einen Schlag war nämlich das Display voll mit Zahlen. 3,141592 und so weiter. Das Kuriose an π ist, dass die Stellen hinter dem Komma ewig weitergehen. Es hat noch niemand geschafft, sie bis auf die letzte Stelle zu berechnen, geschweige denn aufzuschreiben.  
Wahrscheinlich fasziniert diese Zahl genau deshalb so viele Menschen. Der Japaner Haraguchi zum Beispiel kann 100.000 Kommastellen von π auswendig aufsagen. Außerdem gibt es einen π -Klub, einen π -Tag und eben die Pi-bel. 
Mathematiker sagen, π sei eine transzendente Zahl. Man kann sie also weder mit ganzen Zahlen, Brüchen noch mit Wurzeln ausdrücken. Transzendent ist ein Wort, das ich sonst nur aus der Theologie oder Philosophie kenne. Etwas, das meine normale Wahrnehmung überschreitet. Mit Gott ist das so: ihn kann ich weder berechnen noch beweisen. Ich glaube einfach, dass es ihn gibt. Aber dass es diese Ungewissheiten auch in den Naturwissenschaften gibt, hätte ich nicht gedacht. 
Glaube und Wissenschaft scheinen also in diesem Punkt gar nicht so weit auseinander zu liegen. Die Faszination für etwas, das mein Denken übersteigt. 

Ich bin allerdings noch aus einem anderen Grund von Gott fasziniert. Er kommt in meinem Leben vor. Und manchmal habe ich das Gefühl, er bewirkt auch etwas. Ob das die Zahl π auch von sich behaupten kann?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8027
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